Prüfung

Frage 1

Prüferin: Welche Informationen sollten Sie bei einem Beratungswunsch wegen Beschwerden beim Wasserlassen zuerst erheben, um zu entscheiden, ob Selbstmedikation möglich ist?

In der Apotheke steht zunächst eine strukturierte pharmazeutische Anamnese im Vordergrund, um einen unkomplizierten Verlauf von Situationen mit Arztbedarf abzugrenzen.

Wichtige Punkte sind:

  • Beschwerdedauer und Verlauf: Seit wann bestehen die Beschwerden, akut oder länger anhaltend, zunehmend oder gleichbleibend?
  • Beschwerdebild und Intensität: Brennen/Schmerzen beim Wasserlassen, häufiger Harndrang in kleinen Mengen, Unterbauchschmerz; wie stark ist die Einschränkung im Alltag?
  • Begleitsymptome: Fieber, Schüttelfrost, Flankenschmerzen (Lendengegend), Übelkeit/Erbrechen als Hinweis auf komplizierten Verlauf bzw. Nierenbeteiligung.
  • Auffälligkeiten im Urin: Blutbeimengungen, sehr starke Geruchs- oder Farbveränderungen.
  • Erste Episode oder Rezidive: Wiederkehrende Infekte (häufige Episoden) sprechen eher für Abklärung.
  • Risikofaktoren/Vorerkrankungen: z. B. Schwangerschaft, Diabetes, Immunschwäche, bekannte Nierenprobleme, Harnabflussstörung, Dauerkatheter.
  • Alter und Geschlecht: Männer und Kinder sollten grundsätzlich ärztlich vorgestellt werden.
  • Aktuelle Medikation und Allergien/Unverträglichkeiten: inkl. Selbstmedikation, pflanzliche Präparate, ggf. bereits begonnene Antibiotika.

Erst auf dieser Basis lässt sich beurteilen, ob unterstützende Maßnahmen in der Selbstmedikation vertretbar sind oder eine ärztliche Abklärung nötig ist. Eine Anpassung einer verordneten Therapie erfolgt grundsätzlich erst nach Rücksprache mit der behandelnden Praxis.

Examens-Tipp: Antworte in der Prüfung am besten in der Reihenfolge: 1) Zeit/Verlauf, 2) Leitsymptome + Schweregrad, 3) Red Flags (Fieber/Flanke/Erbrechen/Blut), 4) Risikogruppen (Männer, Kinder, Schwangerschaft, relevante Vorerkrankungen), 5) Medikation/Allergien. Damit zeigst du sofort, dass du sicher zwischen Selbstmedikation und Arztindikation trennst.

Frage 2

Prüferin: Welche nichtmedikamentösen Empfehlungen geben Sie einer Patientin mit Verdacht auf unkomplizierte Blasenentzündung zur Unterstützung der Beschwerden?

Bei Verdacht auf eine unkomplizierte Zystitis können nichtmedikamentöse Basismaßnahmen die Beschwerden lindern und die Ausspülung unterstützen.

Typische Empfehlungen sind:

  • Ausreichend trinken (ca. 1,5–2 Liter/Tag), um die Blase zu spülen – sofern keine Einschränkung besteht (z. B. Herz- oder Niereninsuffizienz).
  • Regelmäßig Wasserlassen und die Blase nicht „zurückhalten“, damit Keime häufiger ausgespült werden.
  • Wärmeanwendungen (Wärmflasche, warmes Sitzbad), da Wärme entspannend und krampflindernd wirken kann.
  • Körperliche Schonung und Reizfaktoren vermeiden (z. B. Geschlechtsverkehr bis zur Ausheilung).
  • Intimhygiene: sorgfältig, aber nicht übertrieben; Keimverschleppung vermeiden.
  • Baumwollunterwäsche, feuchte Kleidung meiden.

Wichtig ist zusätzlich die klare Ansage: Bei Warnzeichen (z. B. Fieber, Flankenschmerz) oder fehlender Besserung innerhalb weniger Tage ist eine ärztliche Abklärung erforderlich.

Examens-Tipp: Nenne immer auch die Einschränkung zum „viel trinken“ (Herz-/Niereninsuffizienz). Das ist ein typischer Prüfpunkt, weil er zeigt, dass du Standardempfehlungen patientenindividuell prüfen kannst.

Frage 3

Prüferin: Wie erklären Sie einer Patientin den Wirkmechanismus von D-Mannose bei Blasenbeschwerden und was ist realistisch an Wirkung zu erwarten?

D-Mannose ist ein Einfachzucker, der nach Einnahme in relevanten Mengen über den Urin ausgeschieden wird. Dort kann er an bestimmte Anheftungsstrukturen (Adhäsine/Fimbrien) von E. coli binden. Dadurch können sich diese Bakterien schlechter an die Blasenschleimhaut anlagern und werden eher mit dem Urin ausgespült.

Realistische Erwartungen in der Beratung:

  • Ziel ist vor allem eine Unterstützung der Keimausschwemmung und eine symptomatische Besserung.
  • Eine Linderung kann häufig nach 1–2 Tagen eintreten, ersetzt aber nicht die ärztliche Abklärung bei Warnzeichen.
  • Wichtig ist die Einnahme mit reichlich Flüssigkeit und nach Produktschema (häufig 2–3× täglich, oft 2 g pro Einnahme als gängige Größenordnung).

D-Mannose ist in der Regel gut verträglich; gelegentlich kann es zu Blähungen oder Durchfall kommen. In Schwangerschaft/Stillzeit sollte wegen fehlender belastbarer Daten ärztlich Rücksprache gehalten werden.

Examens-Tipp: Erkläre den Mechanismus mit einem Merksatz: „Nicht töten, sondern Anhaften verhindern – dann besser ausschwemmen.“ Das grenzt D‑Mannose sauber von Antibiotika und klassischen Antiseptika ab.

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