Prüfung

Frage 1

Prüferin: Welche Informationen sollten Sie in der Apotheke erheben, um zu entscheiden, ob bei Verstopfungsbeschwerden eine Selbstmedikation überhaupt in Frage kommt?

Für die Entscheidung „Selbstmedikation ja/nein“ ist eine strukturierte pharmazeutische Anamnese entscheidend. In der Apotheke sollten insbesondere folgende Punkte abgefragt werden:

  • Art und Dauer der Beschwerden: seit wann, eher schleichend/chronisch oder plötzlich neu?
  • Stuhlbeschaffenheit und -frequenz sowie subjektive Belastung: harter/klumpiger Stuhl, starkes Pressen, Gefühl unvollständiger Entleerung, Schmerzen bei der Passage.
  • Schweregrad und Auswirkungen: wie stark eingeschränkte Lebensqualität, Druckgefühl, Blähungen.
  • Begleitsymptome/Warnzeichen: Übelkeit, Erbrechen, Fieber, Blut im Stuhl, ungewollter Gewichtsverlust, ausgeprägte Koliken.
  • Vorerkrankungen: z. B. bekannte Darmerkrankungen, Stoffwechselstörungen, sowie relevante Risiken wie Herz- oder Niereninsuffizienz.
  • Alter und besondere Situationen: Kinder (v. a. klein), sehr alte Menschen, Schwangerschaft/Stillzeit.
  • Aktuelle Medikation als mögliche Ursache: z. B. Opioide, Anticholinergika, bestimmte Diuretika.
  • Bisherige Maßnahmen: was wurde schon probiert (Ernährung, Hausmittel, Laxanzien), wie war die Wirkung?

Ergibt die Anamnese Hinweise auf eine komplizierte oder sekundäre Ursache (z. B. plötzlicher Beginn ohne Erklärung, Blut im Stuhl, starke Schmerzen/Erbrechen), ist keine Selbstmedikation angezeigt und es sollte zur ärztlichen Abklärung geraten werden.

Examens-Tipp: Antworte in der Prüfung nach einem festen Schema: erst Dauer/Verlauf, dann Warnzeichen, dann Risikogruppen/Medikation. Damit zeigst du sofort, dass du Selbstmedikation vs. Arztabklärung sauber trennst.

Frage 2

Prüferin: Welche nichtmedikamentösen Empfehlungen geben Sie bei funktioneller Verstopfung als Basis in der Selbstmedikation?

Bei funktioneller Obstipation sind nichtmedikamentöse Basismaßnahmen die tragende Säule und sollten immer parallel (auch bei Laxanziengabe) empfohlen werden:

  • Regelmäßige Toilettenroutine: feste Zeiten einplanen, Ruhe/Entspannung, den Defäkationsreflex nicht unterdrücken.
  • Ballaststoffreiche Ernährung: mehr Gemüse, Obst, Vollkorn; ggf. Ballaststoffsupplemente.
  • Ausreichend trinken: besonders wichtig bei Quellstoffen; Richtwert ca. 1,5–2 Liter/Tag, sofern nichts dagegen spricht.
  • Bewegung: z. B. tägliches Gehen/Spazieren, moderater Sport zur Förderung der Darmmotilität.
  • Sanfte Analhygiene: v. a. bei Reizungen oder Kontinenzproblemen, um Komplikationen zu vermeiden.

Wichtig ist der Hinweis, dass nicht jeder Patient sofort auf alle Maßnahmen anspricht, sie aber die Grundlage für einen nachhaltigen Therapieerfolg bilden und Komplikationen (z. B. Hämorrhoiden) vorbeugen.

Examens-Tipp: Mach deutlich, dass Basismaßnahmen nicht „nice to have“ sind, sondern immer dazugehören – auch wenn zusätzlich ein Arzneimittel empfohlen wird.

Frage 3

Prüferin: Wie erklären Sie einem Patienten die korrekte Anwendung eines ballaststoffhaltigen Quellstoffs und welche zentrale Sicherheitsbotschaft gehört dazu?

Quellstoffe (z. B. Flohsamenschalen, Leinsamen, Weizenkleie) wirken, indem sie Wasser binden, das Stuhlvolumen vergrößern und dadurch einen natürlichen Entleerungsreiz auslösen. Für die korrekte Anwendung sind drei Punkte zentral:

  • Einnahme immer mit reichlich Flüssigkeit: pro Portion mindestens 1–2 Gläser Wasser, damit der Quellstoff ausreichend quellen kann.
  • Dosis langsam steigern: stufenweise bis zur wirksamen Menge, um Blähungen zu reduzieren.
  • Geduld beim Wirkungseintritt: typischerweise nach 1–3 Tagen, also nicht „sofort“.

Die wichtigste Sicherheitsbotschaft ist: Bei zu wenig Flüssigkeit kann sich die Verstopfung verschlimmern und im ungünstigen Fall ein Ileus/Darmverschluss begünstigt werden. Außerdem sollten Patienten einen Abstand zu anderen Arzneimitteln einhalten (ca. 30–60 Minuten), weil die Resorption beeinträchtigt sein kann. Quellstoffe sind kontraindiziert bei Schluckstörungen, Engstellen im GI-Trakt, unklaren akuten Bauchschmerzen oder Ileusverdacht.

Examens-Tipp: Wenn du nur einen Satz „sicherheitsrelevant“ platzieren willst: Quellstoffe funktionieren nur mit viel Wasser, sonst kann es gefährlich werden. Das bleibt Prüfern positiv im Kopf.

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