Prüferin: Woran würden Sie in der Apotheke im Rahmen der Plausibilitätsprüfung erkennen, dass bei einer Rezeptur eine Inkompatibilität vorliegen könnte, auch wenn äußerlich zunächst alles unauffällig wirkt?
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Im Rahmen der Plausibilitätsprüfung wird eine mögliche Inkompatibilität nicht nur an sichtbaren Effekten festgemacht, sondern vor allem an Risikokonstellationen in Zusammensetzung und Rahmenbedingungen.
Typische Warnsignale sind:
pH-kritische Wirkstoffe oder Wirkstoffe mit engem Stabilitätsfenster: Wenn eine Rezeptur Säuren/Basen, Puffer oder pH-ändernde Hilfsstoffe enthält, kann das zu Hydrolyse, Oxidation oder Ausfällung führen, auch ohne sofort sichtbare Veränderung.
Kombinationen, die zu Salzbildung führen können (Kation/Anion): Risiko von Fällung oder Wirkverlust.
Einsatz von Tensiden/Emulgatoren zusammen mit empfindlichen Wirkstoffen: z. B. können bestimmte phenolische Wirkstoffe in ihrer Wirksamkeit bis zur Inaktivierung beeinflusst werden.
Grundlagen-/Emulsionstyp passt nicht zur Art des Wirkstoffs bzw. zur Ausgangszubereitung (z. B. wässrige Lösung in lipophile Grundlage): Risiko einer nicht reproduzierbaren Wirkstoffverteilung und Freisetzung.
Mikrobiologisches Risiko: Wenn unklar ist, ob das Konservierungssystem in der konkreten Grundlage und bei den verwendeten Hilfsstoffen noch wirksam ist, kann die hygienische Sicherheit leiden – das ist oft unsichtbar.
Unklare oder kritische Packmittel-Konstellationen (Licht, Sorption, Flüchtigkeit, Korrosion): Wirkverlust kann auftreten, ohne dass die Rezeptur optisch auffällig ist.
Praktisch wird das über Abgleich mit DAC/NRF, Stoffdaten (Stabilität, pH, Inkompatibilitäten), Erfahrung und ggf. Herstellerangaben erkannt. Wenn Stabilität oder Sicherheit nicht beherrschbar beurteilbar ist, ist Rücksprache mit dem Arzt erforderlich und ggf. keine Herstellung möglich.
Examens-Tipp: Antworte strukturiert: erst „sichtbar vs. unsichtbar“, dann nenne 3–4 typische Trigger (pH, Salzbildung, Tenside, Grundlage/Emulsion, Konservierung, Packmittel). Damit zeigst du, dass du Inkompatibilitäten nicht nur an Ausfällungen erkennst, sondern vorausschauend prüfst.
Frage 2
Prüferin: Welche Art von Inkompatibilität liegt vor, wenn sich nach dem Anrühren einer Lösung eine Trübung oder ein Bodensatz bildet, und wie ordnen Sie das pharmazeutisch ein?
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Eine Trübung oder ein Bodensatz nach dem Anrühren spricht primär für eine physikalische Inkompatibilität, typischerweise durch Ausfällung oder Phasentrennung.
Pharmazeutische Einordnung:
Bei einer Ausfällung ist häufig die Löslichkeit des Wirkstoffs/Salzes überschritten oder es kommt durch pH-Verschiebung bzw. Gegenionen zu einem schwerlöslichen Salz. Das kann zu Unterdosierung (Wirkstoff nicht mehr gelöst/gleichmäßig verteilt) und zu Inhomogenität führen.
Bei Phasentrennung/Entmischung (z. B. Emulsion instabil) ist die Gleichförmigkeit der Dosis gefährdet; zudem ist die Wirkstofffreisetzung nicht mehr zuverlässig.
Wichtig: Eine sichtbare Veränderung ist ein starkes Qualitätswarnsignal. In der Praxis muss dann geklärt werden, ob eine zulässige, beherrschbare Ursache vorliegt (z. B. durch zulässige pH-Einstellung oder Grundlagenwechsel nach Regelwerk). Ist das nicht sicher beherrschbar oder entspricht die Zubereitung nicht mehr der geforderten Qualität, darf die Rezeptur so nicht abgegeben werden; weitere Schritte erfolgen nach pharmazeutischer Bewertung und ggf. Rücksprache mit dem Arzt.
Examens-Tipp: Sag in der Prüfung zuerst die Kategorie (physikalisch) und leite daraus die Kernfolgen ab: Inhomogenität, Dosierungsunsicherheit, potenzieller Wirkverlust. Danach erst mögliche Ursachen wie pH/Salzbildung/Grundlageninstabilität.
Frage 3
Prüferin: Wie erklären Sie den Zusammenhang zwischen pH-Wert und Stabilität eines Wirkstoffs in der Rezeptur, sodass Sie daraus eine sinnvolle Rezepturentscheidung ableiten können?
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Der pH-Wert beeinflusst in Rezepturen zwei zentrale Dinge: chemische Stabilität und Löslichkeit.
Chemische Stabilität: Viele Wirkstoffe sind nur in einem bestimmten pH-Bereich stabil. Außerhalb dieses Bereichs können Abbauprozesse wie Hydrolyse stark beschleunigt werden. Praktisch relevant ist das z. B. bei hydrolyseempfindlichen Wirkstoffen (klassisch: bestimmte Antibiotika) oder anderen pH-sensiblen Substanzen.
Löslichkeit/Ionisationsgrad: Der pH bestimmt den Ionisationszustand schwacher Säuren/Basen. Verschiebt sich der pH ungünstig, kann die Löslichkeit sinken und der Wirkstoff als schwerlösliches Salz ausfallen. Das führt zu Ausfällung, ungleichmäßiger Verteilung und möglichem Wirkverlust.
Rezepturentscheidung:
pH-Risiken werden durch geeignete Grundlagenwahl und ggf. Puffersysteme adressiert, um den pH im stabilen Bereich zu halten.
Wenn pH-Einstellung nötig ist, muss sie so gewählt werden, dass Stabilität und Verträglichkeit (z. B. bei dermaler Anwendung) berücksichtigt werden.
Wenn die erforderliche pH-Umgebung nicht sicher erreichbar oder kompatibel ist, ist die Rezeptur so nicht plausibel; dann folgt Rücksprache mit dem Arzt bzw. Auswahl einer anderen, regelwerkskonformen Variante (DAC/NRF).
Examens-Tipp: Baue die Antwort als „Stabilität + Löslichkeit“ auf. Wenn du dann noch erwähnst, dass Puffer/Grundlage Werkzeuge zur pH-Steuerung sind und man sich an DAC/NRF orientiert, wirkt das sehr praxisnah.
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