Tinea pedis (Fußpilz)

Krankheitsbild

Tinea pedis, umgangssprachlich Fußpilz, ist eine oberflächliche Pilzinfektion der Haut, die nahezu ausschließlich durch Dermatophyten ausgelöst wird. Diese Pilze nutzen Keratin der Hornschicht als Nährstoffquelle. Betroffen sind meist die Zehenzwischenräume, die Fußsohle oder der Fußrand. Klinisch lassen sich verschiedene Typen unterscheiden:

  • Interdigitaler Typ: Weißlich aufgequollene, rissig-mazerierte, oft juckende Haut zwischen den Zehen.
  • Hyperkeratotischer (mokassinartiger) Typ: Schuppende Verdickung (Hyperkeratose) an Sohle und Fußrand.
  • Vesikulöser Typ: Bildung kleiner Bläschen und entzündlicher Veränderungen, meist am Fußgewölbe.

Zu den Leitsymptomen zählen Rötung, Juckreiz, Schuppung, rissige oder aufgeweichte Haut, manchmal auch Brennen oder Schmerzen.

Hauptursachen sind ein feuchtwarmes Fußklima, mangelnde Belüftung, luftundurchlässiges Schuhwerk, häufige Gemeinschaftsnutzung von Duschen oder Schwimmbädern sowie individuelle Faktoren wie Diabetes mellitus oder eine gestörte Hautbarriere.

Therapieziele in der Selbstmedikation: - Linderung von Juckreiz und Beschwerden - Eindämmung der Pilzerkrankung und Verhinderung der Ausbreitung (z. B. auf den Nagel) - Vermeidung von Rückfällen

Eine Selbstmedikation kann bei begrenztem, unkompliziert verlaufendem Fußpilz im Erwachsenenalter in der Regel eine Symptomkontrolle und Heilung erreichen. Bei Nagelbeteiligung, starker Entzündung oder Risikofaktoren ist eine ärztliche Behandlung unumgänglich.

Pharmazeutische Anamnese

Eine gezielte Anamnese vor der Abgabe eines Antimykotikums umfasst:

  • Beschwerdedauer und -verlauf: Wie lange bestehen die Hautveränderungen? Handelt es sich um den ersten oder einen wiederkehrenden Befall?
  • Symptomschwere und Lokalisation: Wo genau am Fuß? Nässen, Bläschen, starke Schmerzen oder Ausbreitung auf Nägel?
  • Begleiterscheinungen: Fieber, Schwellung, Eiter, Rötung bis zum Unterschenkel?
  • Vorerkrankungen: Diabetes, periphere Durchblutungsstörungen, Immunsuppression?
  • Risikogruppen: Kinder, Schwangere, Stillende, ältere Menschen?
  • Bisherige und aktuelle Arzneimittel: Systemische und topische Therapien, Kortikosteroide, andere Präparate?
  • Selbstmedikation zuletzt und Ansprechen darauf: Wurden bereits Antimykotika angewendet, mit welchem Erfolg?

Die Antworten bestimmen, ob eine Selbstmedikation vertretbar ist oder ob eine ärztliche Vorstellung erforderlich ist.

Nichtmedikamentöse Basismaßnahmen

Bestimmte Maßnahmen unterstützen die Wirkung der Arzneimittel und beugen Rückfällen vor:

  • Sorgfältiges Trocknen der Füße nach dem Waschen, vor allem zwischen den Zehen
  • Wechseln und heißes Waschen (≥60°C) von Socken, Handtüchern und Bettwäsche
  • Tragen luftdurchlässiger, atmungsaktiver Schuhe und tägliches Wechseln von Schuhwerk
  • Vermeiden feuchtwarmer Bedingungen (z. B. barfuß in öffentlichen Duschen, Schwimmbädern)
  • Kein gemeinsames Nutzen von Handtüchern oder Pflegeutensilien mit anderen

Diese Maßnahmen sind allein jedoch nicht ausreichend, um einen bestehenden Fußpilz zu heilen!

Arzneimittel

Wirkmechanismus

Allylamine

Allylamine (z. B. Terbinafin, Naftifin) hemmen das Enzym Squalenepoxidase und blockieren dadurch die Ergosterolsynthese der Pilzmembran, was zu einer Störung der Zellwand und Absterben des Pilzes (fungizide Wirkung) führt. Besonders effektiv gegen Dermatophyten.

Stellenwert: Sehr gute Heilungsraten, meist kürzere Therapiedauer als Azole, Mittel der ersten Wahl bei unkompliziertem Fußpilz.

Azole

Azol-Antimykotika (z. B. Clotrimazol, Bifonazol, Miconazol) hemmen die Lanosterol-14α-Demethylase, ebenfalls Teil der Ergosterolsynthese. Die Wirkung ist überwiegend fungistatisch, kann aber bei hohen Konzentrationen auch fungizid sein.

Stellenwert: Gut verträgliche und breit eingesetzte Alternative, wenn Allylamine kontraindiziert oder nicht verfügbar sind.

Weitere Antimykotika

  • Tolnaftat: Wirkt gegen Dermatophyten, hemmt die Ergosterolsynthese
  • Ciclopirox: Breitspektrum-Antimykotikum mit fungizider Wirkung, stört wichtige Zellfunktionen der Pilze
  • Teebaumöl: Pflanzliche Option, antimikrobiell, jedoch gesteigertes Allergie- und Irritationspotenzial; nur in klar wirksamen Konzentrationen und eher zurückhaltend zu empfehlen.

Nystatin ist gegen Dermatophyten unwirksam und für die Behandlung des Fußpilzes daher nicht geeignet.

Arzneistoffe

  • Terbinafin (topisch): Creme, Gel, Spray, Lösung – bevorzugt bei Dermatophyteninfektionen
  • Naftifin (topisch): Creme, Gel – vergleichbare Wirksamkeit
  • Clotrimazol, Bifonazol (topisch): Creme, Lösung – breite Anwendung, auch in der Schwangerschaft und Stillzeit möglich
  • Miconazol, Econazol, Sertaconazol: topisch, seltener genutzt, bei Unverträglichkeit anderer Wirkstoffe geeignete Alternativen
  • Tolnaftat, Ciclopirox: Creme, Lösung – bei mildem bis moderatem Verlauf

Beratung

  • Die Therapie sollte großflächig auf und um die betroffenen Stellen (mindestens 2 cm über den sichtbaren Rand hinaus) erfolgen.
  • Antimykotika 1–2-mal täglich anwenden, je nach Präparat.
  • Anwendung konsequent über die empfohlene Dauer fortführen, plus 1–2 Wochen nach Abheilung der sichtbaren Symptome, um Rückfälle zu vermeiden.
  • Wirkungseintritt: Häufig erste Besserung nach 3–7 Tagen, vollständige Abheilung kann 2–6 Wochen dauern, abhängig vom Präparat und Ausprägung.
  • Typische Nebenwirkungen sind lokale Reizungen, Rötungen oder Brennen. Bei starker Verschlechterung Therapie abbrechen und ärztliche Abklärung.
  • Wichtige Kontraindikationen und Wechselwirkungen:
    • Offene Wunden, großflächige Läsionen, Kontakt mit Schleimhäuten meiden.
    • Schwangere und Stillende: Clotrimazol i.d.R. möglich, bei anderen Wirkstoffen Nutzen-Risiko sorgfältig abwägen.
    • Kinder unter 12 Jahren sollten nur nach Absprache mit Arzt behandelt werden.
    • Mögliches Risiko bei gleichzeitiger Anwendung weiterer topischer Präparate (z. B. Steroide).
  • Bei Verdacht auf bakterielle Superinfektion: ärztliche Rücksprache. Antiseptische Präparate (z. B. iodhaltig) sind nur als Ergänzung sinnvoll; Vorsicht bei Schilddrüsenerkrankungen!

Ab wann zum Arzt?

  • Warnzeichen: Ausgedehnte Entzündungen, Nässen, tiefe Einrisse, starke Schmerzen, rasche Ausbreitung, Befall des Nagels, Bläschen-Bildung, eitrige Veränderungen, Fieber oder allgemeines Krankheitsgefühl.
  • Nicht einsetzende Besserung innerhalb von 7–14 Tagen trotz korrekter Anwendung eines Antimykotikums.
  • Risikogruppen: Kinder, Schwangere, Stillende, Patienten mit Diabetes, Immunsuppression oder Durchblutungsstörungen.
  • Wiederkehrende Verläufe trotz korrekter konsequenter Selbstmedikation.
  • Komplikationen/Differenzialdiagnose: Ekzeme, bakterielle Superinfektion (z. B. Erysipel), unklare Hautveränderungen.

Bei genannten Problemen sollten Betroffene gezielt ärztlich abgeklärt und behandelt werden.

Zusammenfassung

Zentrale Symptome Wichtige Wirkstoffklassen Kernaussagen zur Beratung
Juckreiz, Rötung, Schuppung, Allylamine (z. B. Terbinafin) Immer ausreichend lange und mindestens 1–2 Wochen über die
aufgequollene, rissige Haut; Azole (z. B. Clotrimazol) sichtbaren Symptome hinaus weiterbehandeln. Basismaßnahmen sind
gelegentlich Bläschen; Weitere: Tolnaftat, Ciclopirox wichtig, aber ersetzen keine Antimykotika. Warnzeichen und
meist im Zehenzwischenraum, Risikokonstellationen erkennen. Füße nach Waschen sorgfältig
Sohle, Fußrand abtrocknen, Schuhe/Socken wechseln, konsequente Hygiene beachten.

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