Akne vulgaris (Akne)
Krankheitsbild
Akne vulgaris gehört zu den häufigsten chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen, die vor allem in der Pubertät beginnt und überwiegend auf Gesicht, Rücken und Brust auftritt. Im Zentrum stehen Störungen an den Talgdrüsenfollikeln: eine gesteigerte Talgproduktion (Hyperseborrhö), eine Verhornungsstörung (Hyperkeratose), die Vermehrung von Cutibacterium acnes (C. acnes) und schließlich eine entzündliche Reaktion. Es zeigen sich nicht-entzündliche Mitesser (Komedonen) sowie entzündliche Papeln und Pusteln. Besonders bei schweren Formen sind Narben möglich, und die psychische Belastung durch die sichtbaren Hautveränderungen ist nicht zu unterschätzen.
Zu den häufigsten Einflussfaktoren zählen: - Genetische Veranlagung - Hormonelle Umstellungen (z. B. Pubertät) - Bestimmte Arzneistoffe (z. B. einige Steroide, Lithium) - Umweltbedingungen (Schmutz, Fett) - Eventuell Ernährung als begleitender Faktor
Selbstmedikation richtet sich ausschließlich an Patient:innen mit leichter Akne (vor allem einzelne Komedonen und wenige entzündliche Läsionen). Ziel ist die Linderung von Symptomen, Verbesserung des Hautbildes sowie die Prävention von Narben. Schwere, großflächige, knotige oder narbige Akne gehören ärztlich abgeklärt.
Pharmazeutische Anamnese
Voraussetzung für die Empfehlung einer Selbstmedikation ist die gezielte Abklärung, ob die Behandlung in der Apotheke angezeigt ist.
Wichtige Aspekte sind:
- Art und Anzahl der Hautläsionen (Komedonen, Papeln, Pusteln, Knoten)
- Lokalisation (vorwiegend Gesicht, Rücken, Brust)
- Dauer und Verlauf der Beschwerden
- Subjektiver Leidensdruck
- Begleitende Symptome (Juckreiz, Schmerzen, Narbenbildung)
- Rückfragen zu möglichen Auslösern (z. B. kürzlich geänderte Pflegeprodukte, neue Arzneimittel)
- Vorerkrankungen der Haut (z. B. Ekzeme, Rosazea)
- Schwangerschaft, Stillzeit und Alter
- Aktuell genutzte oder kürzlich verwendete Arzneimittel (z. B. bereits topische Therapien, hormonelle Präparate)
Eine strukturierte Anamnese hilft, behandlungsbedürftige Akne von einer beratungsbedürftigen leichten Akne zu unterscheiden und Risikogruppen auszuschließen.
Nichtmedikamentöse Basismaßnahmen
Zur täglichen Unterstützung und Pflege empfiehlt sich:
- Milde Reinigung mit pH-hautneutralen, seifenfreien Syndets (ein- bis zweimal täglich).
- Vermeide stark rückfettende, okklusive oder komedogene Kosmetika.
- Anwendung nicht-komedogener, leichter Pflegeprodukte (z. B. Gel, leichte Emulsion).
- Frische Handtücher benutzen, keine Reibung oder Quetschen der Läsionen.
- Gegebenenfalls mechanische oder milde chemische Peelings bei nicht-entzündlichen Mitessern; nicht bei starker Entzündung.
- Sonnenschutz mit nicht-komedogenen Präparaten, da manche Therapien die Lichtempfindlichkeit erhöhen.
- Auf Hygiene achten, um Sekundärinfektionen vorzubeugen.
Arzneimittel
Die Auswahl an Arzneimitteln in der Selbstmedikation richtet sich nach Wirksamkeit, Verträglichkeit und Anwendungsbereich. Folgende Wirkstoffklassen sind relevant:
Benzoylperoxid
Wirkmechanismus
Benzoylperoxid wirkt antibakteriell gegen C. acnes durch Freisetzung von aktivem Sauerstoff und reduziert damit die Keimzahl. Zugleich übt es einen komedolytischen (auflösenden) Effekt aus und normalisiert die Verhornung am Follikelausgang. Entzündliche Prozesse werden durch diese Effekte verringert.
Es ist das Mittel der Wahl bei leichter bis mittelschwerer Akne, insbesondere wenn entzündliche Elemente vorliegen.
Arzneistoffe
Typische Darreichungsformen sind Gele, Cremes oder Waschlotionen in Konzentrationen von 2,5 % bis 10 %. Die Auswahl der Konzentration richtet sich nach Verträglichkeit und Hautempfindlichkeit.
Beratung
- Mit niedriger Konzentration (z. B. 2,5 %) einschleichen, Anwendung 1x täglich abends, bei guter Verträglichkeit Steigerung möglich.
- Gleichmäßiges dünnes Auftragen auf betroffene Hautareale, Kontakt mit Augen, Schleimhäuten und Lippen vermeiden.
- Wirkungseintritt: erste Verbesserungen meist nach 2–4 Wochen, optimale Effekte nach mehreren Wochen; Geduld ist wichtig.
- Häufige Nebenwirkungen: Rötung, Trockenheit, Brennen, Schälen der Haut; selten Allergien. Bleichwirkung auf Kleidung, Haare und Textilien beachten.
- Intensive Sonnenexposition meiden; ggf. Sonnenschutz verwenden.
- Schleimhautkontakt und übermäßige Fläche vermeiden, nicht auf gereizte oder verletzte Haut anwenden.
- In Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern Anwendung besonders sorgfältig abwägen.
Azelainsäure
Wirkmechanismus
Azelainsäure hemmt das Wachstum von C. acnes, normalisiert die Verhornung am Follikelausgang und besitzt eine antientzündliche Wirkung. Sie wirkt besonders auf nicht-entzündliche und milde entzündliche Läsionen.
Sie ist eine Alternative zu Benzoylperoxid, insbesondere bei empfindlicher Haut.
Arzneistoffe
Erhältlich als Gel oder Creme (meist 15–20 %).
Beratung
- 2-mal täglich dünn auftragen; bei empfindlicher Haut initial 1-mal täglich.
- Wirkung tritt schleichend ein, erste Erfolge nach ca. 4 Wochen.
- Behandlungsdauer: üblicherweise mehrere Monate, ein Abbruch nach kurzer Zeit ist selten sinnvoll.
- Nebenwirkungen: Brennen, Kribbeln, leichtes Stechen.
- Kontakt zu Augen, Mund und Schleimhäuten vermeiden.
- Anwendung kann während Schwangerschaft und Stillzeit nach Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen.
Salicylsäure
Wirkmechanismus
Wirkt hauptsächlich keratolytisch: löst verhornte Hornschichten auf und unterstützt das Öffnen verstopfter Poren. Sie besitzt ebenfalls milde entzündungshemmende Effekte, ist jedoch nicht Mittel der ersten Wahl bei Akne.
Arzneistoffe
Lösungen oder Gele bis maximal 2 % (Kosmetika) bzw. bis 5 % (arzneilich, in Apothekenrezeptur) zur lokalen Behandlung.
Beratung
- Nur punktuell auf betroffene Stellen auftragen.
- Wegen möglicher systemischer Resorption und Nebenwirkungen eher zurückhaltend einsetzen (besonders bei Kindern, Schwangeren, Nierenkranken).
- Behandlung nicht großflächig und nicht dauerhaft anwenden.
Pflanzliche Alternativen/Teebaumöl
Wirkmechanismus
Teebaumöl besitzt antimikrobielle und schwach entzündungshemmende Effekte. Die klinische Evidenz ist begrenzt, eine Wirkung wird für leichte Akne angenommen.
Arzneistoffe
Reines Teebaumöl, kosmetische Lösungen (Konzentration beachten!).
Beratung
- Nur lokal und sparsam anwenden.
- Reizungen und allergische Reaktionen sind möglich, vor allem bei älteren/oxidierten Produkten.
- Anwendung abbrechen bei Unverträglichkeit.
- Kontakt mit Schleimhäuten und Augen vermeiden.
Orales Zink
Wirkmechanismus
Zink besitzt leichte antiandrogene, antibakterielle und antientzündliche Eigenschaften. Der Wirkeintritt ist langsam, klinischer Nutzen individuell.
Arzneistoffe
Zinkpräparate (Sulphat, Gluconat) als Tabletten zur oralen Anwendung.
Beratung
- Einnahme am besten nüchtern, aber mit Wasser, um Resorptionsstörungen zu vermeiden.
- Gastrointestinale Nebenwirkungen möglich.
- Wechselwirkungen mit anderen Mineralstoffen (z. B. Eisen, Calcium): Abstand bei der Einnahme einhalten.
- Risiko einer Überdosierung bei längerer/großzügiger Substitution.
- Geeignet vor allem für Jugendliche und Erwachsene, nicht für kleine Kinder.
Kein eigenständiges Ausdrücken von Mitessern oder Pusteln – erhöht das Risiko für Entzündungen und Narben!
Beratung
Für alle eingesetzten Präparate gilt: - Behandlung kontinuierlich und konsequent durchführen, Geduld ist erforderlich. - Auf nicht-komedogene, milde Reinigungs- und Pflegeprodukte achten. - Sonnenschutz bei photoempfindlich machenden Therapiekomponenten unbedingt sicherstellen. - Hinweise geben, dass Rückschläge normal sind und die Therapiezeit oft mehrere Wochen beträgt. - Bei Anzeichen von Unverträglichkeiten (z. B. ausgeprägte Rötung, Blasen, starke Schmerzen) oder allergischen Reaktionen Anwendung abbrechen und ggf. ärztlich abklären.
Ab wann zum Arzt?
- Auftreten von schweren entzündlichen und/oder knotigen Läsionen
- Ausgeprägte Ausbreitung auf Rücken, Brust, Oberarme
- Narbenbildung oder -tendenz, starke Hyperpigmentierung
- Keine spürbare Besserung nach 6–8 Wochen konsequenter Selbstbehandlung
- Hinweis auf hormonelle Störungen (Unregelmäßigkeiten Zyklus, Hirsutismus)
- Begleiterkrankungen der Haut (z. B. Rosazea) oder unklare Veränderungen
- Schweres subjektives Leiden oder psychosoziale Auswirkungen
- Schwangerschaft, Stillzeit und Kinder unter 12 Jahren: immer individuelle Bewertung und ggf. ärztliche Konsultation
- Auftreten unerwarteter Nebenwirkungen unter Therapie, zum Beispiel stärkere allergische Reaktionen
Zusammenfassung
| Zentrale Symptome | Wichtige Wirkstoffklassen | Kernaussagen zur Beratung |
|---|---|---|
| Komedonen (Mitesser) | Benzoylperoxid | Einschleichend beginnen, Geduld, UV-Schutz |
| Wenige Papeln/Pusteln | Azelainsäure | Sanft und regelmäßig, Wirkungseintritt spät |
| Bevorzugt Gesicht/Rücken/Brust | Salicylsäure (eingeschränkt) | Nicht großflächig, Vorsicht bei Kindern |
| Selten Knoten/Narben (selbstmed.) | Teebaumöl (optional) | Möglich, aber Risiko von Reizung/Allergie |
| Zink oral | GI-UAW, Limitierungen bei Kindern, Interaktionen | |
| Hautpflege nicht-okklusiv und nicht-komedogen | ||
| Arzt bei schweren, therapieresistenten, narbigen oder psychisch belastenden Verläufen |
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