Empfehlungsrezept (grün)
Bedeutung und Einsatz des grünen Empfehlungsrezepts
Das grüne Empfehlungsrezept begegnet dir im Apothekenalltag als besondere Form der ärztlichen Empfehlung für Arzneimittel, die zwar apothekenpflichtig, aber nicht verschreibungspflichtig sind. Ärztinnen und Ärzte nutzen hierfür meist ein neutrales, grünes Rezeptformular (oft A6-Format), auf dem sie ein Arzneimittel benennen und die Einnahme empfehlen. Das Ziel ist, dem Patienten einen verbindlichen therapeutischen Hinweis für die Selbstmedikation zu geben. Im Unterschied zum klassischen Rezept ist das grüne Empfehlungsrezept jedoch keine Anordnung zu Lasten einer gesetzlichen Krankenkasse.
Das grüne Rezept kann helfen, die Therapietreue insbesondere bei chronischen Erkrankungen zu steigern, da die Empfehlung „Schriftform“ bekommt. In der Beratungspraxis gibt es dir zudem eine professionelle Grundlage, dem Patienten die Sinnhaftigkeit der empfohlenen Selbstbehandlung klar zu vermitteln.
Was darf auf das grüne Rezept verordnet werden?
Im Regelfall werden auf grünen Rezepten apothekenpflichtige, aber nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel empfohlen. Typische Beispiele sind pflanzliche Arzneistoffe wie z.B. Johanniskraut-Präparate oder Arzneistoffe wie Ibuprofen in niedrigen Dosierungen (<400 mg pro Einzeldosis).
Ärztinnen und Ärzte können grundsätzlich jedes Arzneimittel auf einem grünen Rezept empfehlen, auch dann, wenn es verschreibungspflichtig ist. In diesem Fall gelten jedoch alle Formalien wie bei einem Privatrezept, und die Behandlung muss eigenständig von der Apotheke bewertet werden.
Tabelle: Grüne Rezepte – typische Verordnungssituationen
| Rezepttyp | Typisches Arzneimittel | Apotheke prüft | Besonderheit |
|---|---|---|---|
| Grünes Rezept | Apothekenpflichtige OTC-Arzneimittel | Plausibilität, Wechselwirkungen, Dosis, Beratung | Patient trägt Kosten |
| Grünes Rezept (mit Rx) | Verschreibungspflichtige Präparate | Alle Angaben wie beim Privatrezept | Privatabrechnung |
Kosten und Erstattung
Im Alltag übernimmt der Patient ausnahmslos die Kosten für Arzneimittel auf einem grünen Rezept. Für gesetzlich Versicherte ist grundsätzlich keine Erstattung durch die Krankenkasse vorgesehen. Privat Versicherte können das grüne Rezept möglicherweise zur (teilweisen) Erstattung bei ihrer Versicherung einreichen, dies hängt jedoch vom individuellen Tarif ab.
Bei einzelnen gesetzlichen Krankenkassen gibt es Ausnahmen oder Bonusprogramme, bei denen bestimmte OTC-Arzneimittel übernommen werden. Das grüne Rezept dient dann als Nachweis, ist aber für die Apotheke in der Abwicklung irrelevant – die Bezahlung erfolgt zunächst immer durch den Patienten.
Ausnahmefälle: Erstattung apothekenpflichtiger, nicht verschreibungspflichtiger Arzneimittel
Für Kinder bis zum 12. Lebensjahr (bis 18 bei Entwicklungsstörungen) können bestimmte nicht verschreibungspflichtige, aber apothekenpflichtige Arzneimittel von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen werden, sofern sie auf einem Kassenrezept (rosa) verordnet werden. Das grüne Rezept hat hier keine Funktion für die Apothekenabrechnung. Es gibt auch einige wenige Ausnahmen bei bestimmten Erkrankungen (z.B. schwere Migräne), in denen OTC-Produkte mit entsprechendem Vermerk Kassenleistung werden können – dann aber immer nur auf einem regulären Kassenrezept.
Ablauf und Besonderheiten der Abgabe
Bei grünen Rezepten gibt es:
- keinen festen Abgabefrist,
- keine Zuzahlungspflicht,
- keine Prüfpflicht der Formalien wie bei Kassenrezepten.
Trotzdem sollte die Apotheke wie gewohnt eine pharmazeutische Prüfung und Beratung durchführen. Bei Unsicherheiten zum Arzneistoff, zur Indikation oder bei möglichen Wechselwirkungen empfiehlt sich eine Rücksprache mit dem Arzt.
Kommt ein Patient mit einem grünen Rezept zu dir, frage gezielt nach:
- Wofür ist das Arzneimittel gedacht?
- Hat der Patient bereits Erfahrungen mit dem empfohlenen Arzneimittel?
- Bestehen bekannte Grunderkrankungen oder nimmt der Patient weitere Arzneimittel ein?
- Gibt es Besonderheiten bei Dosierung, Einnahmezeitpunkt oder unerwünschten Wirkungen?
So stellst du sicher, dass die Arzneimittelanwendung sicher und wirksam verläuft und der Patient die ärztliche Empfehlung versteht und umsetzt.
Sonderfall: Verschreibungspflichtiges Arzneimittel auf grünem Rezept
Ist ein verschreibungspflichtiges Präparat auf dem grünen Rezept notiert, prüfe zwingend:
- Sind alle erforderlichen Angaben wie auf einem Privatrezept enthalten?
- Erfolgt die Abgabe gemäß den Regeln für Privatrezepte?
- Wie erfolgt die Abrechnung und Dokumentation in der Apotheke?
Fehlen Angaben oder bestehen Unklarheiten, ist Rücksprache mit der Ärztin/dem Arzt erforderlich.
Dokumentation und Umgang mit dem grünen Rezept
Anders als Kassenrezepte verbleibt das grüne Rezept typischerweise beim Patienten. Es gibt in der Regel keine Aufbewahrungspflicht in der Apotheke. Das diente vorrangig als Nachweis gegenüber der Krankenkasse, sofern eine außergewöhnliche Erstattung möglich ist.
Zusammenfassung
- Das grüne Empfehlungsrezept ist in erster Linie eine ärztliche Empfehlung für nicht verschreibungspflichtige, apothekenpflichtige Arzneimittel.
- Die Kosten für das empfohlene Arzneimittel werden üblicherweise vom Patienten getragen.
- In Ausnahmefällen kann das Rezept als Nachweis für die (freiwillige) Erstattung durch einzelne Krankenkassen/nach Tarif dienen.
- Verschreibungspflichtige Arzneimittel können zwar auch auf grünem Rezept verschrieben werden, werden dann aber wie Privatrezepte behandelt.
- Immer gilt: Prüfung auf Plausibilität, Beratung und Dokumentation entsprechend dem eigenen pharmazeutischen Auftrag!
Durch gezielte Nachfrage und kompetente Information stärkst du die Beratungsqualität und patientenorientierte Versorgung bei der Umsetzung ärztlicher Empfehlungen in der Selbstmedikation.
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