Prüfung

Frage 1

Prüferin: Welche Punkte erheben Sie in der Apotheke gezielt, um bei trockenen Augen zu entscheiden, ob Selbstmedikation möglich ist?

Für die Entscheidung „Selbstmedikation ja/nein“ ist eine strukturierte pharmazeutische Anamnese entscheidend. Dazu gehören:

  • Art, Verlauf und Dauer der Beschwerden (seit wann, ständig oder nur situativ, z. B. am Bildschirm)
  • Schweregrad und Alltagsrelevanz (z. B. Einschränkung beim Lesen/Autofahren)
  • Begleitsymptome als Warnhinweise: Schmerzen, ausgeprägte Rötung, Sehbeeinträchtigung/verschwommenes Sehen, Lichtscheu, eitriges Sekret
  • Kontaktlinsen: ob getragen wird und ob die Beschwerden neu oder verstärkt sind
  • Vorerkrankungen (v. a. Augenkrankheiten, Autoimmunerkrankungen; bei Hinweisen wie Mundtrockenheit/Gelenkbeschwerden an Systemerkrankung denken)
  • Alter, Schwangerschaft/Stillzeit als besondere Beratungssituation
  • Aktuelle Medikation, insbesondere neu begonnene Arzneimittel, die trockene Augen auslösen/verstärken können (z. B. Diuretika, Betablocker, trizyklische Antidepressiva)

Ziel ist, typische, leichte Sicca-Beschwerden von Situationen abzugrenzen, die ärztlich abgeklärt werden müssen. Eine Anpassung der Dauermedikation erfolgt nicht eigenständig, sondern nur nach ärztlicher Rücksprache.

Examens-Tipp: Antworte im Examen strukturiert: erst Symptom- und Zeitverlauf, dann Warnzeichen, dann Kontaktlinsen/Komorbiditäten, dann Medikation. Damit zeigst du, dass du systematisch zwischen Selbstmedikation und Abklärung trennst.

Frage 2

Prüferin: Wie erklären Sie einem Patienten den Unterschied zwischen dünnflüssigen und hochviskosen Zubereitungen zur Behandlung trockener Augen im Hinblick auf den geeigneten Anwendungszeitpunkt?

Dünnflüssige Tropfen (z. B. mit Hyaluronsäure, Hypromellose/Carboxymethylcellulose oder Povidon) eignen sich vor allem für den Tag, weil sie gut verträglich sind, die Augenoberfläche benetzen und die Sehschärfe in der Regel kaum beeinträchtigen.

Hochviskose Zubereitungen (z. B. Carbomer-Gele oder salbenartige Präparate) bleiben deutlich länger auf der Augenoberfläche und sind deshalb besonders sinnvoll, wenn eine lange Verweildauer gewünscht ist, typischerweise abends bzw. zur Nacht. Wichtig in der Beratung: Diese dickeren Präparate können kurzfristig verschwommenes Sehen verursachen, weshalb sie tagsüber beim Autofahren oder Arbeiten mit scharfem Sehen weniger geeignet sind.

Examens-Tipp: Nenne im Examen immer den Praxis-Trade-off: „längere Verweildauer“ vs. „vorübergehend verschwommenes Sehen“. Das ist die Kernlogik für Tag-/Nacht-Empfehlungen.

Frage 3

Prüferin: Woran orientieren Sie sich bei der Auswahl, ob ein lipidhaltiges Präparat für trockene Augen sinnvoll sein kann?

Lipidhaltige Präparate werden vor allem dann ausgewählt, wenn der Verdacht besteht, dass nicht nur zu wenig wässrige Tränenflüssigkeit vorliegt, sondern der Tränenfilm schneller verdunstet, z. B. bei Störungen der Lipidschicht. In der Beratung ist das typischerweise relevant bei Hinweisen auf Lidrand-/Drüsenprobleme (Lidranddysfunktion) oder wenn Beschwerden stark durch Umweltfaktoren wie Wind/trockene Luft getriggert werden.

Lipidhaltige Emulsionen bzw. lecithinbasierte Präparate stabilisieren die Lipidschicht, reduzieren die Verdunstung und können so die Tränenfilmstabilität verbessern. Ergänzend sollten bei Lidranddysfunktion auch nichtmedikamentöse Maßnahmen (z. B. warme Kompressen, Lidrandhygiene) angesprochen werden.

Examens-Tipp: Mach dir in der Prüfung klar: „wässrige Phase“ (klassische Benetzer) vs. „Lipidphase“ (Verdunstung). Wenn du dieses Modell kurz erklärst, wirkt die Produktauswahl sehr nachvollziehbar.

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