Prüfung

Frage 1

Prüferin: Wie grenzen Sie in der Praxis eine im Krankenhaus erworbene Infektion von einer bereits vorher bestehenden Infektion ab?

In der Praxis wird eine Infektion als nosokomial eingeordnet, wenn sie im Zusammenhang mit dem Aufenthalt oder einer medizinischen Maßnahme in einer Einrichtung auftritt und bei Aufnahme nicht bereits vorhanden bzw. nicht in Inkubation war. Entscheidend ist also nicht „der Keim“, sondern der zeitliche und kausale Bezug zur Versorgung (z.B. nach Katheteranlage, OP, Beatmung, Wundversorgung).

Pharmazeutisch-praktisch relevant ist diese Abgrenzung, weil nosokomiale Infektionen häufig

  • den Verlauf verlängern und Komplikationen begünstigen,
  • mehr Antibiotikaeinsatz nach sich ziehen,
  • und bei MRE eine besondere Präventions- und Kontrollstrategie erfordern.

Im Stationsalltag wird die Einordnung im Rahmen von Dokumentation/Surveillance gemeinsam mit dem Hygieneteam vorgenommen; als Apotheker:in kann man bei der Bewertung von Risikofaktoren (invasive Maßnahmen, Antibiotikadruck) und der Ableitung von Präventionsmaßnahmen unterstützen.

Examens-Tipp: Antworte strukturiert über das Kriterium „bei Aufnahme schon da oder nicht“ plus „Bezug zu Maßnahme/Aufenthalt“. Wenn du danach kurz die Konsequenzen (längerer Aufenthalt, mehr Antibiotika, MRE-Relevanz) nennst, wirkst du sehr praxisnah.

Frage 2

Prüferin: Welche Situation ist aus hygienischer Sicht der wichtigste Einzelanlass für eine Desinfektion der Hände im Versorgungsablauf?

Die hygienische Händedesinfektion ist die wirksamste Einzelmaßnahme zur Infektionsprävention und wird im Alltag am besten über die WHO-Logik der „5 Momente“ abgebildet. Praktisch bedeutet das: Hände werden immer dann desinfiziert, wenn ein Wechsel von „potenziell kontaminiert“ zu „sauber/aseptisch“ stattfindet oder umgekehrt.

Die 5 Momente sind:

  • Vor Patientenkontakt
  • Vor aseptischen Tätigkeiten
  • Nach Kontakt mit potenziell infektiösem Material
  • Nach Patientenkontakt
  • Nach Kontakt mit der unmittelbaren Patientenumgebung

Wichtig ist außerdem die korrekte Durchführung: Hände müssen trocken sein; sichtbare Verschmutzungen werden vorher entfernt. Nur eine vollständig und korrekt durchgeführte Desinfektion erzielt den gewünschten Effekt.

Examens-Tipp: Wenn du die 5 Momente aufzählst, nenne sie in der WHO-Reihenfolge. Ergänze den Merksatz „trocken, sauber, vollständig einreiben“ – das ist ein typischer Prüfpunkt.

Frage 3

Prüferin: Worauf achten Sie bei der Auswahl eines Flächendesinfektionsmittels für eine Station mit besonders vulnerablen Patient:innen?

Bei der Auswahl eines Flächendesinfektionsmittels werden drei Kernkriterien gegeneinander abgewogen:

  • Wirkspektrum gegen die relevanten Erreger (z.B. bakterizid, ggf. viruzid; bei MRE-Setting entsprechend konsequent)
  • Materialverträglichkeit (Schutz von Oberflächen, Medizinprodukten, Dichtungen; Vermeidung von Schäden durch ungeeignete Wirkstoffe/Konzentrationen)
  • Risiko der Resistenzentwicklung bzw. Selektion durch falschen oder unnötigen Einsatz

Zusätzlich muss die Anwendung in der Praxis passen: richtige Konzentration, Einwirkzeit und standardisierte Prozesse/Intervalle. In Hochrisikobereichen (z.B. Intensiv, Onkologie, OP-nah) ist eine besonders zuverlässige Prozessqualität entscheidend; hier werden Mittel und Verfahren oft stationstypisch im Hygieneplan festgelegt und regelmäßig überprüft.

Examens-Tipp: Baue deine Antwort immer als Dreiklang auf: Wirkspektrum – Materialverträglichkeit – Resistenzprophylaxe. Danach bringst du „Konzentration/Einwirkzeit/Standardprozess“ als Anwendungsteil, das gibt dir klare Struktur.

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