Zeckenstich und Zeckenentfernung
Krankheitsbild
Ein Zeckenstich (umgangssprachlich oft “Zeckenbiss”) ist das Eindringen des Stechrüssels einer Zecke in die Haut, um Blut zu saugen. Für sich genommen verursacht der Zeckenstich meist nur geringe lokale Beschwerden (leichte Rötung, Juckreiz), das Hauptrisiko entsteht jedoch durch die mögliche Übertragung von Infektionserregern.
Klinisch bedeutsam sind besonders: - Borreliose (Lyme-Krankheit): Verursacht durch das Bakterium Borrelia burgdorferi, Übertragungsrisiko steigt mit der Saugdauer der Zecke (meist >12–24 Stunden). - Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME): Eine von Viren verursachte Hirn(haut)entzündung, Übertragung oft schon kurz nach Zeckenstich möglich.
Weitere Erkrankungen durch Zecken (z.B. Rickettsiosen) spielen in Deutschland eine untergeordnete Rolle.
Therapieziele in der Selbstmedikation: - Schnelle, vollständige und sachgerechte Entfernung der Zecke - Infektionsprophylaxe (Sekundärinfektionen verhindern, Übertragungsrisiko begrenzen) - Beobachtung auf Krankheitszeichen über Wochen - Vermeidung unnötiger Antibiotikagabe
Begrenzung der Selbstmedikation:
Eine ursächliche Behandlung übertragener Erkrankungen (z.B. antibiotische Therapie bei Borreliose) gehört zwingend in ärztliche Hand. Die Selbstmedikation beschränkt sich auf Erstversorgung und symptombegleitende Maßnahmen.
Pharmazeutische Anamnese
Eine strukturierte Abklärung ist entscheidend:
- Wann und wie wurde die Zecke entdeckt? Wie lange steckte sie vermutlich bereits?
- Wurde die Zecke bereits entfernt? Falls ja: Wie (welches Instrument, vollständige Entfernung)?
- Lokale Beschwerden: Rötung, Schmerz, Schwellung, Juckreiz?
- Allgemeinsymptome: Fieber, Krankheitsgefühl, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen?
- Begleitsymptome: Wanderröte, neurologische Auffälligkeiten?
- Vorerkrankungen: Immunsuppression, chronische Krankheiten?
- Schwangerschaft, Stillzeit, Kinder <6 Jahre?
- Laufende Arzneimitteltherapie, insbesondere Immunsuppression, Antikoagulation?
- Allergien (z.B. auf Desinfektions- oder Wundpflegeprodukte)?
Die Antworten bestimmen das weitere Vorgehen:
Unklare oder alarmierende Symptome, Risikogruppen sowie auffällige Befunde (z.B. unvollständige Entfernung, Symptome einer Infektion) erfordern eine sofortige ärztliche Begutachtung.
Nichtmedikamentöse Basismaßnahmen
- Sofortige mechanische Entfernung der Zecke mit einer Zeckenzange oder -karte möglichst hautnah.
- Keine Anwendung von Öl, Kleber, Nagellack oder anderen „Hausmitteln“ – diese können die Erregerabgabe sogar fördern.
- Gründliche Reinigung der Stichstelle nach Entfernung (z.B. mit Wasser und milder Seife).
- Dokumentation des Datums und Beobachtung der Einstichstelle über ca. 6 Wochen.
- Zeckenschutz in Zukunft (lange, helle Kleidung, Zeckenkontrolle nach Aufenthalten im Grünen).
Arzneimittel
Wirkmechanismus
Antiseptika
Antiseptische Lösungen (z.B. mit Octenidin oder Polyhexanid) wirken lokal keimreduzierend auf Bakterien an der Hautoberfläche. Sie minimieren das Risiko einer bakteriellen Sekundärinfektion der Stichstelle, beeinflussen jedoch nicht die Übertragung von in der Zecke befindlichen Erregern.
Platz der Anwendung: Ergänzende Maßnahme direkt nach Zeckenentfernung.
Lokal antipruriginöse und entzündungshemmende Gele
Sogenannte kühlende Gelpräparate, häufig mit Dexpanthenol oder dem Lokalantihistaminikum Dimetinden, lindern Juckreiz und lokale Entzündung im Bereich des Stichs.
Arzneistoffe
- Octenidin (Antiseptikum, häufig als Lösung oder Spray)
- Polyhexanid (Antiseptikum)
- Dexpanthenol (Wundheilungsförderung, Gel)
- Dimetinden (Antihistaminikum, Gel)
Keine der genannten Arzneistoffe wirkt gegen eine eventuell bereits erfolgte Übertragung von Borrelien oder FSME-Viren.
Beratung
- Zecke so rasch wie möglich entfernen: Zeckenzange oder -karte hautnah ansetzen, gleichmäßig herausziehen, nicht quetschen oder drehen.
- Keine Hausmittel verwenden (Öl, Nagellack, Alkohol), da dies die Erregerabgabe fördert.
- Nach Entfernen: antiseptische Lösung lokal auftragen.
- Noch vorhandene Zeckenteile (z.B. Stechrüssel) belassen, diese werden meist abgestoßen; bei Entzündung oder Unsicherheit Arztbesuch empfehlen.
- Gekühlte, juckreizstillende Gele können bei Bedarf dünn aufgetragen werden.
- Einstichstelle und Allgemeinbefinden über mehrere Wochen beobachten:
- Achtung auf zunehmende Rötung, Erythema migrans („Wanderröte“), Fieber, grippeartige Symptome, Kopfschmerz, Muskel-/Gelenkbeschwerden, Lymphknotenschwellungen.
- Keine antibiotische Prophylaxe nach Zeckenstich.
- Impfung gegen FSME kann bei Zeckenexposition in Risikogebieten empfohlen werden, nicht aber gegen Borreliose.
- Bei Kindern, Schwangeren, Immunsupprimierten und bei Unsicherheit sollte frühzeitig die Ärztin/der Arzt hinzugezogen werden!
- Sachgerechte Zeckenentfernung ohne Quetschen
- Verzicht auf “Hausmittel”
- Antiseptische Nachbehandlung
- Überwachung auf Frühzeichen von Infektion
- Klare Abgrenzung zu ärztlicher Versorgung
Ab wann zum Arzt?
- Entwicklung einer ringförmigen, sich ausdehnenden Rötung um die Einstichstelle (Erythema migrans, typischerweise Tage bis Wochen nach Stich)
- Auftreten von Fieber, erheblichem Krankheitsgefühl, Nackensteifigkeit, Kopfschmerzen, unklaren Gelenk- oder Muskelschmerzen
- Neurologische Symptome, Lähmungen, Sensibilitätsstörungen
- Schwellung/Schmerz persistiert oder nimmt zu
- Zecke kann nicht (vollständig) entfernt werden oder Fremdkörper bleibt bestehen, der lokal entzündlich reagiert
- Kinder <6 Jahre, Schwangere, Menschen mit Immunsuppression oder chronischen Erkrankungen
- Keine Besserung oder Unsicherheiten im Verlauf (Beobachtungszeitraum: mehrere Wochen)
Zusammenfassung
| Symptomatik | Wichtige Wirkstoffklassen | Beratungs-Kernaussagen |
|---|---|---|
| Lokale Rötung, selten Juckreiz direkt nach Stich | Antiseptika (Octenidin, Polyhexanid) | Zecke schnell und vollständig entfernen, antiseptisch behandeln, keine Hausmittel! |
| Infektionszeichen (Erythema migrans, Fieber, neurolog. Symptome) | - | Ärztliche Vorstellung erforderlich – Selbstmedikation nicht ausreichend! |
| Juckreiz, kleinere Entzündungen | Lokalantihistaminika (Dimetinden), Dexpanthenol-Gel | Zur Symptomminderung geeignet, keine Infektionsprophylaxe möglich. |
| Allgemeinbefinden unauffällig; Zecke entfernt | - | Über 4-6 Wochen auf Symptome achten, ggf. FSME-Impfberatung. Keine antibiotische Prophylaxe. |
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