Hygiene im Krankenhaus
Grundlagen der Krankenhaushygiene
Krankenhaushygiene dient dem Schutz von Patient:innen, Personal und Besuchenden vor vermeidbaren Infektionen. Jeder Krankenhausaufenthalt bringt per se ein Infektionsrisiko mit sich – Ausgangspunkt können dabei sowohl körpereigene Keime (endogen) als auch Erreger von außen (exogen) sein. Das Ziel ist, diesen Risikofaktor durch systematische Maßnahmen zu minimieren und die Weiterübertragung, vor allem von multiresistenten Erregern, effektiv zu verhindern.
Maßnahmen der Krankenhaushygiene basieren auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft und sind rechtlich verhankert, etwa im Infektionsschutzgesetz (IfSG) sowie über Empfehlungen der KRINKO (Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention) und weitere Richtlinien.
Nosokomiale Infektionen und multiresistente Erreger
Nosokomiale Infektionen sind Infektionen, die im Zusammenhang mit einer medizinischen Einrichtung auftreten. Sie erschweren den Behandlungsverlauf, führen zu längeren Krankenhausaufenthalten und erhöhen die Mortalität.
Ein besonderes Problem stellen dabei multiresistente Erreger (MRE) wie MRSA, VRE oder ESBL-bildende Bakterien dar. Solche Erreger reagieren nur eingeschränkt auf Standardantibiotika und machen eine gezielte Prävention und Kontrolle besonders wichtig.
Zentrale Hygienemaßnahmen
Effiziente Hygienemaßnahmen stützen sich auf mehrere Säulen, die ineinandergreifen und regelmäßig überprüft werden:
Händehygiene
Die hygienische Händedesinfektion ist die wirkungsvollste Einzelmaßnahme zur Infektionsprävention. Die Orientierung an den „5 Momenten der Händehygiene” (WHO) ist dabei zentral:
- Vor Patientenkontakt
- Vor aseptischen Tätigkeiten
- Nach Kontakt mit potentiell infektiösem Material
- Nach Patientenkontakt
- Nach Kontakt mit der unmittelbaren Patientenumgebung
Nur korrekt und vollständig durchgeführte Desinfektion erzielt den gewünschten Effekt.
Persönliche Schutzausrüstung (PSA)
Die Anwendung von Handschuhen, Schutzkitteln, Schutzbrillen oder Mund-Nasen-Schutz richtet sich nach der konkreten Tätigkeit und dem Infektionsrisiko. PSA schützt sowohl vor Übertragung auf den Patienten als auch auf das Personal selbst und Dritte.
Reinigung und Desinfektion
- Flächen, Geräte und Medizinprodukte müssen gemäß festgelegter Prozeduren und in festgelegten Intervallen gereinigt und ggf. desinfiziert werden.
- Die Auswahl geeigneter Desinfektionsmittel erfolgt unter Berücksichtigung von Wirkspektrum, Materialverträglichkeit und Resistenzentwicklung.
- Besonderheiten bestehen z.B. für Bereiche mit erhöhtem Infektionsrisiko wie OP-Säle, Intensivstationen oder onkologische Stationen.
Rationaler Einsatz von Antiseptika und Desinfektionsmitteln:
- Leitlinie ist die Wirksamkeit gegen relevante Erreger (bspw. bakterizid, viruzid)
- Beachte die richtige Konzentration, Einwirkzeit und sachgerechte Anwendung
- Falsche Handhabung oder Missbrauch (zu häufig/wenig Anwendung) steigert das Risiko von Resistenzentwicklungen und Materialschäden
- Flächendesinfektion ist essentiell nach sichtbarer Kontamination und nach Entlassung von MRSA-/MRE-Patienten.
- Für die Hautdesinfektion vor Injektionen, Punktionen oder Operationen sind alkoholische Lösungen gängig.
- Hände vor Desinfektion immer trocken und sichtbare Verschmutzungen entfernen.
Isolierungs- und Kohortierungsmaßnahmen
Patient:innen mit bestimmten Infektionen (z.B. MRSA) oder mit hohem Risiko für nosokomiale Infektionen werden isoliert untergebracht. Bei Kohortierung werden mehrere Patient:innen mit dem gleichen Erreger gemeinsam betreut, um eine Weiterverbreitung zu vermeiden. Isolation umfasst räumliche Trennung, besondere PSA, gezielte Reinigungsmaßnahmen und gezieltes Abfallmanagement.
Surveillance und Qualitätsmanagement
Systematische Erfassung und Auswertung von Infektionsereignissen (Surveillance) schaffen Transparenz und bieten die Basis für gezielte Interventionen. Regelmäßige Audits und Auswertung von Hygieneindikatoren (bspw. Händedesinfektionsmittelverbrauch, Auftreten von MRE) decken Schwachstellen auf und fördern die kontinuierliche Verbesserung der Hygienepraxis.
Rolle der Apotheker:innen in der Krankenhaushygiene
Pharmazeut:innen übernehmen im Krankenhaus zentrale Aufgaben:
- Mitarbeit an lokalen Hygieneplänen und Anpassung an spezifische Bereiche (wie OP, Intensivstation, Onkologie)
- Beratung und Bewertung der Auswahl und Anwendung von Desinfektionsmitteln sowie bei der aseptischen Herstellung von Arzneimitteln, insbesondere Infusionslösungen und anderen Parenteralia
- Anleitung und Schulung von Pflegekräften und ärztlichem Personal zur richtigen Anwendung von Antiseptika, Desinfektionsmitteln und PSA
- Mitarbeit im interdisziplinären Hygieneteam sowie am Antibiotic-Stewardship-Programm zur Förderung rationaler Antibiotikaanwendung und Reduktion von Resistenzen
Antibiotic Stewardship und Hygiene
Ein enger Zusammenhang besteht zwischen adäquater Hygienepraxis und einem sorgfältigen Umgang mit Antibiotika:
- Bessere Infektionsprävention senkt den Bedarf an Antibiotika.
- Umgekehrt kann ein schlechter Hygienestandard den Antibiotikaverbrauch und damit Resistenzentwicklung fördern.
- Rationaler Einsatz antimikrobieller Wirkstoffe, kombiniert mit konsequenter Barrierestrategie, erhält die Wirksamkeit verfügbarer Antibiotika.
Wirkstoffbeispiel: Piperacillin/Tazobactam (β-Lactam-Antibiotikum mit Breitspektrum, v.a. bei schweren Infektionen; Gefahr der Selektion resistenter Gram-negativer Erreger bei unkritischem Einsatz).
Rechtlicher und organisatorischer Rahmen
Krankenhäuser sind gesetzlich verpflichtet, Hygienepläne aufzustellen und durchzusetzen. Verantwortlich ist die Klinikleitung, unterstützt durch ein interdisziplinäres Team aus Ärzt:innen, Pflegenden, Hygiene- und Fachpersonal. Die pharmazeutische Kompetenz ergänzt hier die medizinische und pflegerische Sichtweise – etwa bei der Auswahl und Optimierung von Desinfektionsmitteln oder der Beratung zur sicheren Arzneimittelzubereitung.
Regelmäßige Unterweisungen, verpflichtende Schulungen und fortlaufende Qualifizierung für alle Berufsgruppen sind vorgeschrieben. Die Inhalte orientieren sich an aktuellen Empfehlungen (z.B. RKI, KRINKO) und werden regelmäßig überprüft und an neue wissenschaftliche Erkenntnisse angepasst.
Zusammenfassung
- Krankenhaushygiene bündelt alle Maßnahmen zur Prävention und Kontrolle nosokomialer Infektionen; sie schützt Patient:innen, Personal und Dritte.
- Zentrale Bausteine sind: Händehygiene nach WHO-Empfehlungen, gezielter Einsatz von PSA, Reinigung/Desinfektion, Isolierung/Kohortierung sowie Surveillance von Infektionen und Resistenzen.
- Die Wahl und Anwendung von Desinfektionsmitteln und Antiseptika richtet sich nach Wirkspektrum, Materialverträglichkeit und Resistenzprophylaxe.
- Apotheker:innen sind integraler Bestandteil des Hygieneteams, beraten zur Auswahl von Desinfektionsmitteln und sichern die aseptische Arzneimittelherstellung.
- Konsequente Hygiene senkt Infektionsraten, fördert Patientensicherheit und wirkt sich direkt auf den Antibiotikaeinsatz und die Kontrolle antimikrobieller Resistenzen aus.
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