Epistaxis (Nasenbluten)

Krankheitsbild

Nasenbluten (Epistaxis) ist eine oft harmlose, aber für viele Betroffene beunruhigende Blutung aus der Nasenschleimhaut. Typisch ist das vordere Nasenbluten aus dem gut durchbluteten Kiesselbach-Plexus an der Nasenscheidewand. Die Blutung präsentiert sich meist einseitig und lässt sich durch einfache Maßnahmen kontrollieren.

Leitsymptome sind plötzliches Bluten aus einem oder beiden Nasenlöchern, meist ohne erkennbare Ursache oder im Zusammenhang mit Naseputzen, Kratzen oder nach leichten Infekten. In seltenen Fällen steckt eine Blutung aus dem hinteren Nasenteil, die oft schwerer zu kontrollieren ist.

Die Pathophysiologie beruht häufig auf lokalen Schleimhautschäden durch Austrocknung, mechanische Irritation oder kleine Gefäßverletzungen. Als wesentliche Auslöser gelten trockene Heizungsluft, wiederholtes Nasenbohren, kräftiges Schnäuzen, Infekte, Allergien oder bestehende Schädigungen der Schleimhaut. Seltener sind systemische Ursachen wie Gerinnungsstörungen, arterielle Hypertonie oder Arzneistoffwirkungen (z. B. Antikoagulanzien, Thrombozytenaggregationshemmer) relevant.

Ziel der Selbstmedikation ist die rasche Blutstillung, Vermeidung von Komplikationen sowie die Pflege und Regeneration der Schleimhaut. Selbstmedikation bezieht sich ausschließlich auf harmlose, akute, vordere Nasenblutungen ohne Hinweise auf ein schwerwiegendes Grundleiden.

Selbstmedikation kann die Symptomkontrolle und Schleimhautpflege unterstützen, ersetzt aber nicht die Abklärung und Behandlung komplizierter oder wiederkehrender Blutungen.

Pharmazeutische Anamnese

Zur sicheren Arzneimittel- und Maßnahmenauswahl ist eine strukturierte Abklärung notwendig. Entscheidend sind folgende Aspekte:

  • Wie häufig kommt das Nasenbluten vor und wie lange dauert eine Blutung an?
  • Wie stark ist die Blutung (Tröpfeln, „läuft“, große Mengen)?
  • Einseitige oder beidseitige Blutung?
  • Gab es einen Auslöser (z. B. Kratzen, Schnäuzen, Sport, Unfall)?
  • Tritt Nasenbluten gehäuft im Rahmen eines Infekts, bei trockener Umgebungsluft oder Allergien auf?
  • Liegen Begleitsymptome wie Blässe, Schwindel, Schwäche, Blut im Rachen oder Verschlechterung des Allgemeinzustands vor?
  • Besteht eine Vorerkrankung, insbesondere Bluthochdruck, Leberleiden, Gerinnungsstörung?
  • Nimmt der Patient blutgerinnungshemmende Arzneimittel (z. B. Marcumar, DOAKs, ASS, Clopidogrel) oder andere Arzneistoffe mit Einfluss auf die Schleimhaut?
  • Alter des Patienten (Kinder: häufig Fremdkörper, Schwangere: hormonell bedingt gehäufte Blutungen)
  • Besteht aktuell eine Schwangerschaft oder Stillzeit?
  • Werden weitere Arzneimittel oder Hausmittel zur Behandlung eingesetzt?

Die Anamnese liefert die Basis für die Entscheidung, ob Selbstmedikation sinnvoll und sicher ist oder ein ärztlicher Rat erforderlich wird.

Nichtmedikamentöse Basismaßnahmen

Ergänzend zur Arzneimitteltherapie sind folgende Maßnahmen zu empfehlen:

  • Korrekte Sofortmaßnahme: Patient aufrecht hinsetzen, Kopf nach vorne neigen, damit kein Blut in den Rachen läuft.
  • Die weichen Nasenflügel mit Daumen und Zeigefinger auf der Höhe der Nasenscheidewand für mindestens 10 Minuten fest zusammendrücken.
  • Dabei ruhig weiter atmen; bei Bedarf Blut aus dem Mund ausspucken.
  • Als unterstützendes Mittel kann eine kalte Kompresse oder ein Kühlpad (in Tuch gewickelt) im Nacken oder auf die Nasenwurzel gelegt werden.
  • Nach Stillstand der Blutung körperliche Schonung, kein heftiges Schnäuzen oder Kratzen an der Nase.
  • Luftfeuchtigkeit erhöhen, ausreichend trinken.
  • Fingernägel kurzhalten, um Verletzungen der Nasenschleimhaut vorzubeugen.

Arzneimittel

Wirkmechanismus

Die Arzneimittelwahl bei Epistaxis gliedert sich in zwei Bereiche:

  1. Lokal gefäßverengende Nasenpräparate (alpha-Sympathomimetika)
    Sie führen durch Vasokonstriktion zu einer raschen Verminderung der Schleimhautdurchblutung, was die Blutstillung unterstützt. Sie sind ausschließlich als Kurzzeitmaßnahme gedacht, da ein zu häufiger oder längerfristiger Einsatz die Schleimhaut schädigen und den Rebound (verstärktes Nasenlaufen nach Absetzen) provozieren kann.

  2. Pflegende und regenerierende Präparate (z. B. Dexpanthenol, Nasenöle, isotonische Salzlösungen)
    Sie fördern die Heilung kleiner Schleimhautverletzungen, schützen vor Austrocknung und unterstützen die Funktion der Schleimhautbarriere.

Arzneistoffe

  • Xylometazolin, Oxymetazolin (alpha-Sympathomimetika)
    In niedriger Dosierung als abschwellende Nasentropfen oder -sprays, oft in Verkaufskombination mit Dexpanthenol.
    Typische Darreichungsformen: Nasensprays oder -tropfen.

  • Dexpanthenol
    Meist als Nasensalbe erhältlich, gelegentlich auch als Kombiprodukt mit alpha-Sympathomimetika. Fördert die Schleimhautregeneration.

  • Nasenöle (Sesamöl, Erdnussöl)
    Zur Pflege und Befeuchtung der Schleimhaut, helfen bei wiederkehrender Trockenheit.

  • Isotonische Salzlösungen (0,9 % NaCl) als Spray oder Spülung
    Dienen zur schonenden Anfeuchtung und Reinigung der Schleimhaut, unterstützen die Abheilung.

Beratung

  • Alpha-Sympathomimetika als Nasenspray/-tropfen:
    Anwendung ausschließlich kurzfristig, maximal 3–5 Tage. Möglichst nur zur akuten Blutstillung und nicht als Dauermedikation.
    Dosierung: Nach Anleitung, in der Regel 1–2 Sprühstöße/Nasentropfen pro Nasenloch. Einnahme: Nach dem korrekten Kompressionsverfahren gegebenenfalls unterstützend einsetzen. Nebenwirkungen: Trockenheitsgefühl, Brennen, lokale Irritation; zu häufige Anwendung führt zu Schleimhautschädigung, Abhängigkeit, verstärktem Nasenlaufen nach Absetzen (“Rhinitis medicamentosa”). Kontraindikationen: Kinder unter 6 Jahren (je nach Präparat), Schwangerschaft (nur nach Abklärung), Engwinkelglaukom, schwere kardiovaskuläre Erkrankungen. Wechselwirkungen: Vorsicht bei gleichzeitiger Anwendung von MAO-Hemmern oder trizyklischen Antidepressiva.

  • Dexpanthenol-haltige Nasensalben/Öle:
    Anwendung mehrmals täglich direkt auf die Schleimhauthäute ausstreichen.
    Unterstützt Heilung und Pflege vor allem bei wiederkehrender Trockenheit.
    Gute Verträglichkeit, selten lokale Unverträglichkeit.

  • Isotonische Salzlösungen:
    Nach Bedarf zur Befeuchtung einsetzen, auch bei Kindern oder in Schwangerschaft gut geeignet.
    Keine systemischen Nebenwirkungen.

  • Auf Hygiene achten: Präparate nicht gemeinsam mit anderen verwenden, Spraydüsen regelmäßig reinigen.

  • Nach dem Stillstand der Blutung für mindestens einen Tag körperliche Schonung, auf starkes Schnäuzen und Manipulationen an der Nase verzichten.

  • Risikogruppen (Kinder, Schwangere, ältere Menschen, Patienten unter Antikoagulation): Die Selbstbehandlung sollte hier besonders sorgsam erwogen werden, insbesondere wenn weitere Risikofaktoren vorliegen.

Ab wann zum Arzt?

  • Blutung ist sehr stark oder hält länger als 20 Minuten trotz korrekt durchgeführter Kompression an.
  • Nasenbluten tritt wiederholt auf, ohne offensichtlichen Auslöser.
  • Verdacht auf hinteres Nasenbluten oder Blut läuft in den Rachen.
  • Nach Trauma/Schlag auf die Nase oder den Kopf (auch Risiko einer Fraktur oder Gehirnerschütterung).
  • Sichtbarer Fremdkörper in der Nase oder Verdacht hierauf, insbesondere bei Kindern.
  • Kreislaufprobleme, Blässe, Schwindel, Bewusstseinsstörungen.
  • Patienten mit bekannter Blutgerinnungsstörung oder unter Behandlung mit Antikoagulanzien/Thrombozytenaggregationshemmern.
  • Patienten mit schweren Begleiterkrankungen wie schwerer Hypertonie, Lebererkrankungen oder ungeklärten Veränderungen im Blutbild.
  • Starke Blutung in Schwangerschaft oder im Säuglingsalter.

Eine ärztliche Vorstellung ist außerdem nötig, wenn häufig pflegedürftige Schleimhautveränderungen auftreten oder bei ausbleibendem Therapieerfolg unter Basismaßnahmen.

Zusammenfassung

Zentrale Symptome Wichtige Wirkstoffklassen Kernaussagen zur Beratung
Plötzliche Blutung aus der Nase alpha-Sympathomimetika (Xylometazolin, Oxymetazolin) Sofortmaßnahme: Kopf nach vorne, Nasenflügel für 10 Minuten zusammendrücken; abschwellende Nasensprays nur kurzzeitig, am besten nicht routinemäßig.
Häufig nach Schnäuzen, trockener Luft, mechanischer Reizung Pflegende Präparate (Dexpanthenol, Nasenöl) Raumluft befeuchten, Schleimhaut mit Salzlösung spülen, pflegende Salbe/Öl verwenden, wiederholtes Manipulieren an der Nase vermeiden.
Selten beidseitig, gehäuft oder sehr stark Isotonische Salzlösungen Sind symptomlindernd zur Befeuchtung und Reinigung; keine systemischen Nebenwirkungen.
Begleitsymptome wie Schwäche, starker Blutverlust, Gerinnungsstörung, Trauma Bei Warnzeichen, Kreislaufsymptomen, lang andauernder oder sehr starker Blutung unverzüglich Arzt konsultieren.

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