Prüfung

Frage 1

Prüferin: Welche Informationen sollten Sie in der Apotheke gezielt erfragen, bevor Sie bei Ohrenschmerzen zu einer Selbstmedikation raten?

In der Apotheke ist eine strukturierte pharmazeutische Anamnese entscheidend, um zu prüfen, ob ein unkomplizierter Verlauf vorliegt und welche symptomatische Therapie passt.

Wichtige Punkte sind:

  • Art, Dauer, Verlauf: Seit wann bestehen die Schmerzen, akut oder schon mehrere Tage, erstmalig oder rezidivierend?
  • Schweregrad/Allgemeinzustand: Schmerzstärke, Schlaf-/Trinkverhalten (v. a. bei Kindern), deutliche Allgemeinbeeinträchtigung.
  • Begleitsymptome: Fieber (wie hoch?), Schwindel, Übelkeit/Erbrechen, deutliche Hörminderung, Ausfluss aus dem Ohr.
  • Risikokonstellationen/Vorerkrankungen: bekannte Trommelfellprobleme, chronische/reizidivierende Otitiden, Immunsuppression, relevante Grunderkrankungen.
  • Patientengruppe: Alter (insbesondere Kinder), Schwangerschaft/Stillzeit.
  • Aktuelle Medikation/Selbstmedikation: bereits eingenommene Analgetika/Antipyretika, Nasensprays, Antikoagulanzien, weitere NSAR etc. (Interaktionen/Doppelmedikation vermeiden).

Aus diesen Angaben leitet sich ab, ob Selbstmedikation vertretbar ist (rein symptomatisch) oder ob eine ärztliche Abklärung nötig ist. Eine Therapieanpassung bestehender Dauermedikation erfolgt nicht eigenständig, sondern ggf. nach Rücksprache mit dem Arzt.

Examens-Tipp: Antworte in der Prüfung am besten im „WWHAM+Risiko“-Schema: Wer (Alter/Sondersituationen), Was (Symptome), Wie lange/Wie schlimm, Aktuelle Medikation/Vorerkrankungen. Wenn du Ausfluss, <2 Jahre oder fehlende Besserung nach 2–3 Tagen erwähnst, zeigst du sofort, dass du die Grenzen der Selbstmedikation sicher beherrschst.

Frage 2

Prüferin: Woran erkennen Sie in der Beratung, dass eine Selbstmedikation bei Ohrenschmerzen nicht mehr ausreichend ist und ärztlich abgeklärt werden sollte?

Eine Selbstmedikation ist bei akuten Ohrenschmerzen nur für einen unkomplizierten Verlauf zur symptomatischen Behandlung vertretbar. Für eine ärztliche Abklärung sprechen insbesondere Warnzeichen und Risikogruppen.

Typische Gründe für eine ärztliche Vorstellung sind:

  • Alter: Kind unter 2 Jahren mit Ohrenschmerzen
  • Schwere Symptomatik: sehr starke Schmerzen, hohes Fieber, starke Allgemeinbeeinträchtigung
  • Ohrsekret/Ohrfluss (Hinweis auf mögliche Trommelfellperforation bzw. komplizierten Verlauf)
  • Neurologische/komplizierende Zeichen: Nackensteifigkeit, Bewusstseinsstörung, anhaltendes Erbrechen, Krampfanfälle, Gesichtsasymmetrie
  • Verlauf: keine Besserung nach 2–3 Tagen trotz korrekter Selbstbehandlung
  • Rezidive/Chronizität: wiederkehrende oder chronische Beschwerden
  • Risikokonstellationen: z. B. Immunsuppression, relevante Grunderkrankungen
  • Komplikationsverdacht: z. B. auffällige Rötung/Druckschmerz/Schwellung hinter dem Ohr (Mastoidregion)

In diesen Situationen sollte zur ärztlichen Diagnostik geraten werden. In der Apotheke steht dann nicht die Eskalation der Medikation im Vordergrund, sondern das Erkennen der Grenzen der Selbstmedikation und die sichere Zuweisung.

Examens-Tipp: Nenne in der Prüfung zuerst die drei „Merker“: <2 Jahre, Ausfluss, keine Besserung nach 2–3 Tagen. Danach kannst du um schwere Allgemeinsymptome und Risikogruppen ergänzen.

Frage 3

Prüferin: Wie begründen Sie in der Beratung den Einsatz eines abschwellenden Nasensprays bei Ohrenschmerzen im Rahmen einer Mittelohrentzündung?

Abschwellende Nasensprays (lokale Alpha-Sympathomimetika wie Xylometazolin/Oxymetazolin) werden nicht gegen den Entzündungsherd im Mittelohr eingesetzt, sondern zur Unterstützung der Belüftung: Durch Vasokonstriktion schwillt die Nasen-/Nasopharynxschleimhaut ab, die Nasenatmung wird besser und die Belüftung über die Ohrtrompete kann sich indirekt verbessern. Das kann Druckgefühl reduzieren und den Sekretabfluss begünstigen.

Wichtige Beratungspunkte:

  • Dosierung: typischerweise 1–2 Sprühstöße pro Nasenloch, max. 3× täglich (präparateabhängig)
  • Dauer strikt begrenzen: maximal 5–7 Tage, sonst Risiko von Schleimhautschäden und Rebound-Rhinitis
  • Nebenwirkungen: lokale Trockenheit/Brennen, selten systemisch (z. B. Herzklopfen)
  • Kontraindikationen/Interaktionen: z. B. Engwinkelglaukom, Rhinitis sicca; Vorsicht mit MAO-Hemmern/trizyklischen Antidepressiva
  • Kinder/Sondersituationen: nur altersgerechte Präparate; bei Säuglingen/Kleinkindern besonders streng, in Schwangerschaft/Stillzeit und bei kardiovaskulären Erkrankungen zurückhaltend

Dabei wird klar kommuniziert: Das Spray ist eine kurzfristige unterstützende Maßnahme und ersetzt keine ärztliche Abklärung, wenn Warnzeichen vorliegen.

Examens-Tipp: Betone den indirekten Mechanismus über die Ohrtrompete und punkte mit der klaren „Dauermaxime“ 5–7 Tage (Rebound-Rhinitis). Das ist in der Praxis ein häufiger Beratungsfehler.

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