Prüfung

Frage 1

Prüferin: Wie unterscheiden Sie in der Beratung eine Interaktion, die eher über Veränderungen im Körperumsatz zustande kommt, von einer Interaktion, die durch gegensätzliche oder additive Wirkungen am Wirkort entsteht?

In der Apotheke wird grundsätzlich zwischen pharmakokinetischen und pharmakodynamischen Interaktionen unterschieden.

  • Pharmakokinetische Interaktionen betreffen den „Weg“ des Arzneistoffs durch den Körper, also Resorption, Verteilung, Metabolismus oder Ausscheidung. Dadurch ändern sich häufig die Plasmaspiegel. Typisch ist z. B. eine Enzymhemmung oder -induktion (klassisch: Grapefruitsaft hemmt CYP3A4 und kann dadurch die Spiegel mancher Wirkstoffe erhöhen).

  • Pharmakodynamische Interaktionen betreffen die Wirkung am Zielsystem, ohne dass zwingend die Konzentration verändert sein muss. Hier verstärken oder schwächen sich Effekte, z. B. additiv (erhöhtes Blutungsrisiko bei Kombination von gerinnungshemmenden/Thrombozytenfunktions-hemmenden Wirkprinzipien) oder antagonistisch (z. B. Betablocker vs. bronchienerweiternde β2-Agonisten).

Für die Beratung ist wichtig: Bei pharmakokinetischen Interaktionen denkt man häufig an Spiegel-/Expositionsänderungen und ggf. Risikofaktoren wie Nierenfunktion; bei pharmakodynamischen Interaktionen an additive Nebenwirkungen oder Wirkungsaufhebung und entsprechende Warnsymptome bzw. Monitoring.

Examens-Tipp: Strukturiere deine Antwort in der Prüfung immer entlang von „Konzentration verändert?“ (pharmakokinetisch) vs. „Wirkung am Zielorgan verändert?“ (pharmakodynamisch) und nenne je ein Praxisbeispiel.

Frage 2

Prüferin: Welche gezielten Zusatzfragen stellen Sie in der Offizin, um ein vollständiges Bild möglicher Wechselwirkungen zu bekommen?

Ziel ist eine möglichst vollständige Anamnese aller regelmäßig und unregelmäßig eingenommenen Produkte, weil Interaktionen nicht nur Rx-Arzneimittel betreffen.

Wichtige gezielte Zusatzfragen sind:

  • Welche verschriebenen Arzneimittel werden aktuell eingenommen (Name, Stärke, Dosierung, seit wann)?
  • Welche OTC-Präparate werden zusätzlich verwendet (Schmerzmittel, Magenschutz, Erkältungsmittel etc.)?
  • Werden pflanzliche Mittel eingenommen (z. B. zur Stimmung/Schlaf/„Nerven“)?
  • Gibt es Vitamine, Mineralstoffe oder andere Nahrungsergänzungsmittel?
  • Gibt es besondere Lebensmittel/Gewohnheiten, die relevant sein können (z. B. bestimmte Säfte wie Grapefruit, „exotische Obstsäfte“)?
  • Wird etwas nur kurzzeitig genommen (z. B. ein NSAR für wenige Tage) oder dauerhaft?

Zusätzlich gehört zur praktischen Datenerhebung die Pflege der Liste: nicht mehr genutzte Präparate entfernen, neue ergänzen und bereits geklärte Punkte kennzeichnen, damit spätere Checks belastbar bleiben.

Examens-Tipp: Denk an die „3 Zusatzwelten“: OTC, Pflanzen/NEM und besondere Lebensmittel. Damit punktest du, weil viele relevante Interaktionen genau dort verborgen sind.

Frage 3

Prüferin: Wie gehen Sie vor, wenn die Interaktionssoftware in der Apotheke mehrere Warnhinweise ausgibt?

Mehrere Warnhinweise werden nicht „blind“ übernommen, sondern nach klinischer Relevanz priorisiert.

Praktisches Vorgehen:

  • Zuerst prüfen, ob die Kombination tatsächlich gleichzeitig eingenommen wird und ob die Medikation aktuell ist.
  • Dosis, Einnahmezeitpunkt und Therapiedauer klären: Dauertherapie vs. kurzzeitige Bedarfsmedikation kann die Relevanz stark verändern.
  • Einstufung der Warnung bewerten (z. B. „kontraindiziert“ vs. „überwachungsbedürftig“) und die wirklich kritischen Meldungen nach oben ziehen.
  • Patientenspezifische Faktoren berücksichtigen, z. B. Nierenfunktion, Alter, Multimorbidität oder besondere Applikationsformen.
  • Produktspezifische Hinweise in der Software gezielt lesen (nicht nur die Ampelfarbe), weil dort oft konkrete Handlungsempfehlungen stehen.

Ziel ist eine sinnvolle Filterung, damit wichtige Signale nicht in „Alarmmüdigkeit“ untergehen und gleichzeitig unnötige Verunsicherung vermieden wird.

Examens-Tipp: Sag in der Prüfung explizit, dass du zuerst Einnahmesituation und Dauer klärst – damit zeigst du, dass du Softwaremeldungen klinisch einordnest statt nur vorzulesen.

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