Erweiterte Einweisung in die korrekte Arzneimittelanwendung mit Üben der Inhalationstechnik
Bedeutung und Ziele der erweiterten Einweisung
Die erweiterte Einweisung zur korrekten Anwendung von Inhalatoren ist ein wichtiger Baustein zur Steigerung der Arzneimitteltherapiesicherheit bei Patienten mit Atemwegserkrankungen wie Asthma oder COPD. Viele therapiebedingte Probleme entstehen in der Praxis durch Anwendungsfehler – diese können erhebliche Auswirkungen auf die Wirksamkeit der Arzneimittel haben.
Das Ziel ist es, Patientinnen und Patienten individuell und strukturiert dabei zu unterstützen, ihre inhalativen Arzneimittel korrekt anzuwenden. Dazu gehört nicht nur das Erklären, sondern vor allem das Beobachten und praktische Üben mit Wiederholung und gezielter Korrektur.
Ablauf der Dienstleistung in der Apotheke
Ein strukturierter Ablauf ist essenziell für Qualität und Nachvollziehbarkeit. Der Dienstleistungsprozess umfasst folgende Schritte:
- Hinweis auf die Dienstleistung und Erklärung des Nutzens noch vor oder bei Abgabe eines neuen Inhalators.
- Schriftliche Vereinbarung zwischen Apotheke und Patient zur Dokumentation und Abrechnung.
- Vorbereitung der Einweisung, inklusive Verfügbarkeit von Übungsgeräten (z.B. Placebo- oder Dummy-Inhalatoren).
Strukturierte Anleitung und Demonstration
Die Schulung erfolgt entsprechend nationaler Leitlinien mit Hilfe standardisierter Checklisten, um die einzelnen Anwendungsschritte zu kontrollieren und zu dokumentieren.
Zentrale Prüfpunkte gemäß Checkliste
- Geräteprüfung: Sauberkeit, Funktionsfähigkeit, alle Komponenten vorhanden.
- Vorbereitung: Korrektes Schütteln (sofern nötig), Entfernen der Kappe, ggf. Einlegen von Patrone/Kapsel, Gerätebereitschaft herstellen, Spacer aufsetzen.
- Inhalationstechnik:
- Aufrechte Körperhaltung, Kopf leicht angehoben.
- Langsam und komplett ausatmen – jedoch nicht ins Gerät.
- Mundstück mit den Lippen dicht umschließen.
- Beim Dosieraerosol: langsam und tief einatmen, während der Sprühstoß ausgelöst wird.
- Beim Pulverinhalator: kräftig und zügig einatmen.
- Für etwa 5–10 Sekunden den Atem anhalten.
- Langsam und kontrolliert ausatmen – wiederum nicht ins Gerät.
- Abschluss:
- Erfolgskontrolle (Geschmack, Geräusch, Zählerstand, leere Kapselhülse).
- Reinigung des Mundstücks.
- Rücksetzen des Geräts/Schutzkappe wieder aufsetzen.
- Mund ausspülen oder etwas essen/trinken nach Anwendung eines Glucocorticoids zur Vermeidung von Mundsoor.
Besonderheiten verschiedener Inhalationssysteme
| Inhalatortyp | Besonderheit der Anwendung | Beispielwirkstoff |
|---|---|---|
| Dosieraerosol (MDI) | Tief, langsam einatmen; Koordination nötig | Salbutamol |
| Dosieraerosol mit Spacer | Erleichtert Handhabung/Koordination | Beclometason |
| Atemzuginduziertes Dosieraerosol | Auslösung durch den Atemzug, weniger Koordination | Formoterol |
| Pulverinhalator (DPI) | Kräftig, zügig und tief einatmen | Budesonid |
| Vernebler | Langsam über mehrere Atemzüge; häufig für Kinder oder Senioren | Salbutamol |
Die Unterschiede in der Anwendung müssen bei der Einweisung und Korrektur von Fehlern unbedingt berücksichtigt werden.
- Ausatmen in das Gerät (Verminderung der Wirkstoffaufnahme, Verklumpen des Pulvers).
- Unvollständige Inhalation (zu kurze oder zu flache Atemzüge).
- Fehlende Koordination bei Dosieraerosolen ohne Spacer.
- Sprühstoß nicht synchron oder verspätet ausgelöst.
- Kein Mundspülen nach Anwendung inhalativer Glucocorticoide → erhöhtes Risiko für Mundsoor.
Praktisches Üben und Korrektur
Die Schulung erfolgt grundsätzlich interaktiv: - Patient demonstriert die Anwendung mit eigenem Gerät oder Demo-Modell. - Pharmazeutisches Personal beobachtet und protokolliert anhand der Checkliste. - Fehler werden direkt angesprochen, verständlich erklärt und die korrekte Technik gemeinsam eingeübt. - Wiederholung ist ausdrücklich erwünscht, um den Lerntransfer zu unterstützen. - Zum Abschluss werden bei Bedarf verständliche schriftliche oder digitale Anleitungsmaterialien (passend zum jeweiligen Gerät) übergeben.
Individualisierte Beratung
Bei jedem Patient: - Komorbiditäten und individuelle Einschränkungen beachten (z.B. Kinder, Senioren, motorisch eingeschränkte Personen). - Patientenfreundliche Sprache und anschauliche Demonstration wählen. - Eigenes Verständnis regelmäßig durch Nachfragen (z.B. „Können Sie mir den Ablauf noch einmal zeigen?“) absichern.
Dokumentation und Qualitätssicherung
- Alle Einweisungen werden schriftlich durch Checkliste dokumentiert.
- Der Patient quittiert am Ende die erfolgte Dienstleistung (häufig auf der Vereinbarung).
- Die Unterlagen (Checkliste, Vereinbarung, Quittierung) werden in der Apotheke archiviert.
- Orientierung an den aktuellen Vorgaben der Bundesapothekerkammer und der nationalen Versorgungsleitlinien ist Pflicht.
Rechtliche und organisatorische Rahmenbedingungen
- Die Dienstleistung darf ausschließlich von entsprechend qualifiziertem pharmazeutischem Personal durchgeführt werden.
- Es erfolgt eine klare Trennung zur ärztlichen Tätigkeit: KEINE Therapieanpassung, sondern Fokussierung auf Anwendung, Beratung und Erkennen von Problemen.
- Bei gravierenden Problemen oder Komplikationen ist ein Verweis an den behandelnden Arzt notwendig.
Zusammenfassung
- Die erweiterte Einweisung in die Inhalationstechnik ist eine qualitätsgesicherte, strukturierte pharmazeutische Dienstleistung mit erheblichem Nutzen für die Sicherheit und Wirksamkeit inhalativer Arzneimitteltherapien.
- Die Einweisung erfolgt praxisnah mit Demo-Geräten und Checklisten sowie individuell auf den Patienten zugeschnitten.
- Besonderheiten und Fehler unterschiedlicher Inhalationssysteme werden gezielt beachtet und im praktischen Üben behoben.
- Sorgfältige Dokumentation und Einhaltung der geltenden Empfehlungen und rechtlichen Rahmenbedingungen sichern die Qualität und Nachvollziehbarkeit der Dienstleistung.
- Die persönliche und individuell ausgerichtete Begleitung der Patienten steht im Vordergrund – so wird nachhaltige Arzneimittelsicherheit und Therapietreue gewährleistet.
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