Prüfung

Frage 1

Prüferin: Worauf sollten Sie in der Apotheke im ersten Schritt achten, wenn ein onkologischer Patient ein neues Arzneimittel zusätzlich zu seiner Tumortherapie erhält?

In der Apotheke steht zunächst die Therapiesicherheit im Vordergrund, weil onkologische Patienten häufig polymediziert sind und viele Antitumorwirkstoffe eine enge therapeutische Breite haben. Ein sinnvoller erster Schritt ist daher ein strukturiertes Interaktions- und Plausibilitätscheck.

  • Gesamte Medikation erfassen: Verordnung plus OTC, pflanzliche Präparate/Supplements, Bedarfsmedikation

  • Interaktionsscreening mit Fokus auf typische Risikofelder:

  • CYP450-Hemmung/Induktion (z.B. Azole, bestimmte Antidepressiva, Grapefruitsaft)

  • QT-Zeit-Verlängerung (z.B. Kombinationen mit bestimmten Antibiotika oder Domperidon)

  • additive Knochenmarkstoxizität (z.B. problematische Kombis mit Cotrimoxazol u.a.)

  • Nahrungs-/Pflanzeninteraktionen (z.B. Johanniskraut mit Tyrosinkinaseinhibitoren)

  • Zusätzlich prüfen: korrekte Dosis/Schema, Organfunktionen (v.a. Leber/Niere) soweit bekannt, und ob besondere Anwendungsbedingungen bestehen

Wenn sich ein klinisch relevantes Risiko ergibt (z.B. starke Interaktion oder fragliche Dosis), sollte die Medikation nicht eigenständig angepasst werden, sondern es ist Rücksprache mit dem behandelnden Onkologen/der Ambulanz zu halten.

Examens-Tipp: Antworte in der Prüfung strukturiert: erst „Gesamtmedikation inkl. OTC erheben“, dann die drei großen Interaktionsblöcke (CYP, QT, Knochenmark). Damit zeigst du sofort onkologische Praxisrelevanz.

Frage 2

Prüferin: Wie erklären Sie einem Patienten, warum die Betreuung bei oralen Tumortherapeutika in der Apotheke besonders beratungsintensiv ist?

Bei oralen Tumortherapeutika liegt ein großer Teil der Therapiedurchführung beim Patienten selbst. Dadurch steigen Fehlerquellen und das Risiko für Wirkverlust oder Toxizität.

Kernpunkte der Erklärung:

  • Patient übernimmt Einnahme, Lagerung und teils Entsorgung in Eigenregie
  • Viele Substanzen haben komplexe Einnahmeregeln (z.B. zu/ohne Mahlzeit, fixe Tageszeit, Kombi mit Supportiva)
  • Schon kleine Abweichungen können wegen der engen therapeutischen Breite relevant sein
  • Zusätzlich besteht ein erhöhtes Risiko für Wechselwirkungen (CYP, Nahrung wie Grapefruit, pflanzliche Präparate)
  • Nebenwirkungen müssen früh erkannt werden, um Therapieabbrüche/Hospitalisationen zu vermeiden

Daraus ergibt sich die „Doppelfunktion“ der Apotheke:

  • Sicherheitscheck (Plausibilität/Interaktionen)
  • intensive Einnahme- und Nebenwirkungsberatung mit klaren Warnzeichen und dem Hinweis auf ärztliche Rücksprache bei starken Beschwerden.

Examens-Tipp: Formuliere es patientenorientiert: „Weil Sie die Therapie zu Hause steuern, sichern wir gemeinsam korrekte Einnahme und erkennen Nebenwirkungen früh.“ Das wirkt im Examen sehr praxisnah.

Frage 3

Prüferin: Welche Punkte sprechen Sie bei der Abgabe eines oralen Antitumorwirkstoffs zur Einnahmeorganisation gezielt an?

Ziel ist, Einnahmefehler zu vermeiden und Adhärenz zu sichern. In der Beratung werden besonders folgende Punkte aktiv abgefragt und erklärt:

  • genaues Dosierschema: Dosis, Häufigkeit, Zyklus/pausen, feste Tageszeit
  • Einnahme in Bezug auf Mahlzeiten (zu/nach/ohne Essen), und ob bestimmte Lebensmittel zu meiden sind
  • Vorgehen bei vergessener Dosis (patientenindividuelle Vorgaben beachten; im Zweifel Rücksprache mit behandelndem Team)
  • Vorgehen bei Erbrechen nach Einnahme (nicht „einfach nachnehmen“, sondern ärztliche Vorgaben/Onkologie kontaktieren)
  • Handhabung: Tabletten/Kapseln nicht ohne Anweisung teilen/zerkleinern, v.a. bei zytotoxischen Substanzen
  • begleitende Supportivtherapie (z.B. Antiemese) passend zum Plan

Bei Unsicherheiten oder Abweichungen vom Therapieplan: Rücksprache mit Onkologe/onkologischer Ambulanz, statt eigenständig zu ändern.

Examens-Tipp: In der Prüfung punkten klare „Standardfragen“ an den Patienten: „Wann nehmen Sie es? Mit/ohne Essen? Was machen Sie, wenn Sie eine Einnahme vergessen oder erbrechen?“ Das zeigt Beratungskompetenz.

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