Sonnenbrand (UV-induzierte Hautschädigung)

Krankheitsbild

Sonnenbrand ist eine akute, durch ultraviolette Strahlung (vor allem UV-B) ausgelöste Entzündungsreaktion der Haut. Typische Leitsymptome sind Rötung, Brennen, Schmerz, Schwellung und bei schwereren Verläufen Bläschenbildung. Die Beschwerden treten meist einige Stunden nach der UV-Exposition auf, erreichen ihren Höhepunkt innerhalb von 24–48 Stunden und klingen in der Regel nach einer Woche ab. Oft kommt es anschließend zur Hautabschuppung.

Auf zellulärer Ebene bewirkt UV-Strahlung eine Schädigung und Entzündung der Epidermis. Während UV-A tiefere Hautschichten betrifft und zur chronischen Hautalterung beiträgt, ist UV-B hauptverantwortlich für den akuten Sonnenbrand – Mediatorfreisetzung führt zur lokalen Vasodilatation, Schmerz- und Juckreizreiz-Rezeptoraktivierung.

Häufigste Auslöser sind: - Unzureichender Sonnenschutz - Längere Aufenthalte in starker Sonne (z. B. Urlaub, Sport, Outdooraktivitäten) - Besonders gefährdet: Kinder, Menschen mit sehr heller Haut

Ziele der Selbstmedikation sind vor allem die Linderung lokaler Symptome (Schmerz, Juckreiz, Brennen), die Unterstützung der Hautregeneration und das Verhindern von Komplikationen wie Infektionen der vorgeschädigten Haut. Eine Heilung oder vollständige Rückbildung der Hautschädigung lässt sich nicht medikamentös beschleunigen. Prävention steht im Vordergrund, da wiederholte Sonnenbrände insbesondere im Kindesalter das Risiko für Hautkrebs deutlich erhöhen.

Sonnenbrand entspricht einer Verbrennung ersten (Rötung) bis zweiten Grades (Blasenbildung) und kann in der Selbstmedikation nur bei leichten bis moderaten Verläufen behandelt werden. Bei schweren Verläufen (großflächige Areale, starke Schmerzen, Blasen) ist eine ärztliche Abklärung erforderlich.

Pharmazeutische Anamnese

Folgende Fragen sind essenziell, um die Situation korrekt einzuschätzen und die geeignete Beratung abzugeben:

  • Seit wann bestehen die Beschwerden? Wie stark sind sie ausgeprägt? (z. B. Schmerzskala)
  • Wie groß ist die betroffene Hautfläche?
  • Gibt es Schwellungen, Bläschen oder gar größere Blasen?
  • Treten systemische Symptome auf? (Fieber, Übelkeit, Kreislaufprobleme)
  • Handelt es sich um ein Kind, eine schwangere oder stillende Person?
  • Bestehen relevante Vorerkrankungen? (z. B. Immunsuppression, bekannte Hauterkrankungen)
  • Bekannte Allergien gegen Arznei- oder Inhaltsstoffe?
  • Welche Arzneimittel werden aktuell eingenommen, auch in Eigenmedikation?
  • Erste oder wiederholte Sonnenbrände? Hatten Sie Komplikationen in der Vorgeschichte?

Die Einschätzung der Schwere, das Erkennen von Risikogruppen sowie möglicher Kontraindikationen für einzelne Wirkstoffe ist Grundlage jeder weiteren pharmazeutischen Entscheidung.

Nichtmedikamentöse Basismaßnahmen

Im Vordergrund stehen folgende pragmatische Maßnahmen:

  • Unverzügliches Meiden weiterer UV-Exposition und Ruhigstellen betroffener Hautareale
  • Tragen lockerer, nicht scheuernder, lichtdichter Kleidung
  • Kühlen der Haut (lauwarmes bis kühles Wasser, feuchte Umschläge; kein direktes Eis auflegen!)
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr, um eventuellen Wasserverlust auszugleichen
  • Anwendung feuchtigkeitsspendender, wässriger After-Sun-Lotionen oder -Gele (kühlend und lindernd)
  • Keine applikation von stark fetthaltigen Salben, da diese die Wärmeregulation beeinträchtigen können
  • Strikte Beachtung der Hauthygiene, um Superinfektionen vorzubeugen

Präventiv besonders wichtig: Information über konsequenten Sonnenschutz (Schatten, Kleidung, Kopfbedeckung, breite Sonnenschutzmittel mit ausreichendem LSF und UVA-/UVB-Schutz).

Arzneimittel

Wirkmechanismus

Topische Glucocorticoide (niedrigpotent, z. B. Hydrocortison)

Wirken durch Hemmung entzündlicher Mediatorfreisetzung und Drosselung der Immunreaktion. Sie reduzieren Juckreiz, Schwellung und lokale Entzündungsanzeichen.

Nichtsteroidale Antiphlogistika/Analgetika (NSAR, z. B. Ibuprofen)

Blockieren die Cyclooxygenase (COX) und reduzieren so Prostaglandinsynthese – damit verringern sie Schmerz, Entzündung und Fieber. Orale Anwendung bei ausgeprägtem Schmerz.

Hautpflegestoffe (Dexpanthenol, Aloe vera)

Wirken pflegend, fördern die Regeneration der Hautbarriere und lindern subjektiv Brennen/Juckreiz. Dexpanthenol wird zu Pantothensäure (Vitamin B5) umgewandelt, fördert Epithelisierung.

Antihistaminika (systemisch, z. B. Cetirizin)

Blockieren die H1-Rezeptoren und reduzieren so Juckreiz; jedoch ist der Nutzen beim akuten Sonnenbrand begrenzt.

Lokalanästhetika (z. B. Lidocain)

Hemmen reversibel die Natriumkanäle an sensorischen Nervenendigungen – blockieren Schmerz- und Juckreizweiterleitung.

Arzneistoffe

  • Hydrocortison: Als Creme/Salbe für begrenzte, nicht-blasige Areale geeignet
  • Ibuprofen, Diclofenac: Orale Tabletten/Säfte bei stärkeren Schmerzen; Diclofenac auch als Gel (Vorsicht: keine Anwendung auf Sonnenbrand!)
  • Paracetamol: Alternative bei NSAID-Unverträglichkeit, keine antiphlogistische Wirkung
  • Dexpanthenol, Aloe vera: In After-Sun-Produkten; kühlende, regenerationsfördernde Eigenschaften
  • Cetirizin, Loratadin: Systemische Antihistaminika, ggf. bei starkem Juckreiz
  • Lidocain, Polidocanol: Lokalanästhetische Cremes/Gele – ausschließlich für kleine, begrenzte Flächen
  • Achtung: Keine Anwendung stark wirksamer/salbenartiger Glucocorticoide, keine langzeitige oder großflächige Applikation von Lokalanästhetika (Risiko systemischer Resorption, Allergien, Photosensibilisierung)

Beratung

  • Anwendung von Hydrocortison max. 1–2× tgl. und nie länger als wenige Tage, nur auf kleinen Flächen, nicht auf offene Blasen!
  • NSAR-Tabletten bei Bedarf oral einnehmen, Darreichungsform und Dosierung altersentsprechend wählen, ggf. Magenprotektionsmaßnahmen erwägen
  • Paracetamol ist insbesondere für Kinder oder bei NSAR-Kontraindikationen sinnvoll, Dosis individuell anpassen
  • After-Sun-Produkte großzügig, aber nicht zu dick oder okklusiv auftragen; stark fettige Zubereitungen meiden
  • Lokalanästhetika nie großflächig oder bei verletzter Haut (Blasen, Erosionen) anwenden!
  • Keine ätherischen Öle oder reizende Zusätze verwenden (Sensibilisierungsrisiko)
  • Bei Kindern: Einsatz topischer und systemischer Arzneimittel besonders kritisch abwägen; NSAR, Paracetamol und Hydrocortison gelten in pädiatrischer Dosierung als zugelassen, Acetylsalicylsäure vermeiden!
  • Bei Hauterkrankungen, Schwangerschaft/Stillzeit oder Multimedikation immer Nutzen-Risiko-Verhältnis individuell beraten (z. B. Interaktionen von NSAID’s, Photosensibilisierungsrisiko mancher topischer Wirkstoffe)
  • Nebenwirkungen beachten: Reizerscheinungen, allergische Reaktionen, Photosensibilisierung, selten Infektionen bei Unterschreitung der Hautbarriere
  • Über Ursachen von Fehlanwendung, Hauptursache Wiederholung vermeiden, auf Prävention hinweisen (LSF, Verhalten)
TipAchtung bei Blasen und systemischen Symptomen

Großflächige Anwendung von Lokalanästhetika oder Glucocorticoiden ist kontraindiziert. Bei Blasenbildung, Zeichen der Infektion oder Auftreten systemischer Symptome muss ärztlich abgeklärt werden!

Ab wann zum Arzt?

Folgende Konstellationen machen eine ärztliche Vorstellung dringend nötig:

  • Ausgedehnter Sonnenbrand (größer als 10% der Körperoberfläche)
  • Blasenbildung, starke Schwellung, offene Hautstellen
  • Fieber, Kreislaufsymptome, Schüttelfrost
  • Starke Schmerzen, die sich unter Selbstmedikation nicht bessern
  • Symptome einer Dehydratation (Durst, Mundtrockenheit, seltenes Wasserlassen)
  • Beteiligung von Kindern (insb. Säuglinge, Kleinkinder), Schwangeren, Immunsupprimierten
  • Keine deutliche Besserung nach 1–2 Tagen
  • Verdacht auf Superinfektion (Rötung, Schmerzen, Eiter, Fieber)
  • Begleitsymptome wie starke Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit oder Erbrechen (Hinweis auf Sonnenstich)
  • Unsicherheit bzgl. Diagnose: lichtbedingte Dermatosen, Arzneimittelreaktion, Herpesrezidiv

Bei schweren Verläufen ist ggf. eine intensive Wundversorgung bis hin zu systemischer Therapie oder Flüssigkeitsgabe erforderlich.

Zusammenfassung

Zentrale Symptome Wirkstoffklassen Kernaussagen zur Beratung
Rötung Topische Glucocorticoide Kühlen, Hautpflege; bei stärkerer Entzündung max. kurzzeitig Hydrocortison
Brennen, Schmerzen NSAR (Ibuprofen, ggf. Paracetamol) NSAR/Paracetamol bei Bedarf, Dosierung beachten, nicht bei Kindern ASS!
Juckreiz, Schwellung Antihistaminika, Dexpanthenol Nach Bedarf, nur kurzfristig; antihistam. lokal kaum wirksam, besser systemisch
Blasen, starke Symptome Keine Selbstmedikation, sofort ärztliche Abklärung!
Prävention notwendig Sonnenschutzmittel (LSF, Kleidung) Konsequente UV-Vermeidung, Lichtschutzmittel mehrmals täglich auftragen, Schatten suchen

Diese Übersicht bietet eine Orientierung für die Anwendung der wichtigsten Arzneimittel bei Sonnenbrand und unterstreicht das Primat der Prävention und den Stellenwert der Anamnese für eine sichere Selbstmedikation.

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