Sachgemäße Aufbewahrung und Anwendung

Relevanz der sachgemäßen Aufbewahrung und Anwendung

Arzneimittel entfalten ihre Wirkung und Sicherheit nur dann optimal, wenn sie korrekt gelagert und angewendet werden. Bereits kleine Fehler bei der Lagerung oder im Einnahmeschema bergen die Gefahr von Wirkverlust, Verschlechterung der Verträglichkeit oder sogar ernsten Gesundheitsrisiken. Aus diesem Grund ist die strukturierte Bewertung von Lagerung und Anwendung ein fester Bestandteil der pharmazeutischen Beratung — unabhängig davon, ob es sich um verschreibungspflichtige Präparate, Selbstmedikation, Nahrungsergänzungsmittel oder bestimmte Medizinprodukte handelt.

Grundprinzipien der sachgemäßen Aufbewahrung

Arzneimittel reagieren empfindlich auf äußere Einflüsse wie Temperatur, Feuchtigkeit und Licht. Unsachgemäße Lagerung kann zu einem Abbau des Wirkstoffs, zur Verunreinigung oder gar zur Bildung schädlicher Abbauprodukte führen.

  • Temperatur:
    Die meisten Medikamente sind für die Lagerung bei Raumtemperatur (15–25 °C) vorgesehen. Einige, z. B. Insuline oder bestimmte Impfstoffe, müssen jedoch kühl (2–8 °C) gelagert werden.

  • Feuchtigkeit:
    Tabletten, Brausetabletten und Pulver reagieren besonders empfindlich auf Feuchtigkeit. Sie sollten immer in der Originalverpackung, trocken und verschlossen aufbewahrt werden.

  • Licht:
    Lichtsensitive Arzneistoffe wie Nifedipin oder einige Antibiotika werden am besten in lichtundurchlässigen Verpackungen gelagert.

  • Originalverpackung & Kennzeichnung:
    Arzneimittel sollten stets in der Originalverpackung verbleiben, um Verwechselungen, Qualitätsverlust und Informationsverlust (Beipackzettel!) zu verhindern.

TipKühlpflichtige Arzneimittel im Beratungsgespräch

Falls Patient:innen Beratung zu kühlpflichtigen Präparaten wünschen, sollten sie das Arzneimittel selbst nicht mitbringen, um Temperaturschwankungen zu vermeiden. Stattdessen genügen Produktangaben, ein Foto oder die Verpackung.

Fehlende oder nicht genutzte Arzneimittel, abgelaufene Präparate oder beschädigte Verpackungen liefern in der Medikationsanalyse wertvolle Hinweise auf mögliche Anwendungs- oder Lagerungsprobleme.

Kriterien der sicheren Arzneimittelanwendung

Für die optimale Wirkung müssen Dosierung, Applikationsart und Einnahmezeit individuell auf Patient:innen abgestimmt und korrekt umgesetzt werden. Beispiele für Probleme in der Anwendung sind:

  • Falsches Dosierungsintervall: Ein Antibiotikum, das nicht regelmäßig eingenommen wird, verliert seine Wirksamkeit und kann Resistenzen fördern.
  • Ungeeignete Einnahmezeit: NSAR wie Ibuprofen sollten mit oder nach dem Essen eingenommen werden, um die Magenschleimhaut zu schützen.
  • Nicht passende Darreichungsform: Patienten mit Schluckbeschwerden benötigen alternative Anwendungen, z. B. Säfte oder lösliche Tabletten.
  • Fehlerhafte Handhabung von Devices: Inhalationssysteme wie Pulverinhalatoren oder Pens erfordern eine Einweisung, da Anwendungsfehler häufig unerkannt bleiben und die Therapie beeinträchtigen.

Typische Fragen im Beratungsgespräch

Um Anwendung und Aufbewahrung lückenlos zu erfassen und Probleme frühzeitig zu erkennen, helfen gezielte Fragen:

  • Wo lagern Sie Ihre Arzneimittel zu Hause?
  • Wissen Sie, ob dieses Arzneimittel gekühlt werden muss?
  • Wie nehmen Sie dieses Präparat genau ein? (Zeit, Abstand zu Mahlzeiten, ggf. spezielle Anweisungen)
  • Haben Sie Schwierigkeiten bei der Anwendung? (z. B. mit Inhalatoren, Tropfen, Pflastern)
  • Haben Sie Arzneimittel, die Sie nicht mehr verwenden oder nicht mehr benötigen?
  • Ist Ihnen aufgefallen, dass Tabletten anders aussehen, riechen oder sich verändert haben?

Beispiele häufiger Fehlerquellen

Fehlerquelle Mögliche Folgen Typisches Arzneimittel/Beispiel
Unsachgemäße Kühlung Wirkverlust, Stabilitätsprobleme Insulin, einige Impfstoffe
Lagerung im Badezimmer (feucht/warm) Zersetzung, Schimmelbildung Tabletten, Brausetabletten
Falsche Einnahmezeit Geringere Wirkung, mehr Nebenwirkungen Schilddrüsenhormone (morgens nüchtern), NSAR (zu den Mahlzeiten)
Fehler bei Device-Anwendung Unzureichende Dosis, Therapieversagen Asthma-Inhalatoren, Insulinpens
Entsorgung abgelaufener Arzneistoffe Risiken durch versehentliche Einnahme Alle festen und flüssigen Präparate

Besonderheiten bei bestimmten Arzneiformen

  • Flüssige Zubereitungen (Suspensionen, Tropfen): Nach Anbruch begrenzt haltbar, kein Nachfüllen in andere Behältnisse.
  • Pflaster: Müssen nach dem Aufkleben ggf. licht- oder wärmegeschützt sein und dürfen nicht zerschnitten werden, wenn nicht explizit zugelassen.
  • Suppositorien (Zäpfchen): Oft temperaturempfindlich, Lagerung unter 25 °C empfohlen.
  • Inhalativa: Nur korrekte Anwendung liefert die volle Wirkstoffmenge. Regelmäßige Schulung und Kontrolle sind sinnvoll.

Verbesserung der Therapietreue (Adhärenz)

Gute Beratung zu Anwendung und Lagerung fördert die Therapietreue. Wiederkehrende Einnahmefehler oder vergessene Gaben gilt es offen im Gespräch zu klären. Praktische Alltagstipps (z. B. Tablettenboxen, Erinnerungsapps, Einnahmeprotokolle) können helfen, die korrekte Anwendung und regelmäßige Einnahme zu verbessern.

Rechtliche Aspekte

  • Dokumentationspflicht: Alle Beratungen sollten im Rahmen der Medikationsanalyse dokumentiert werden.
  • Verantwortlichkeiten: Die Beratung zur sachgemäßen Aufbewahrung und Anwendung obliegt dem pharmazeutischen Personal. Delegierte Aufgaben im Team erfordern eindeutige Absprache.
  • Schutz persönlicher Daten: Sorgfältiger Umgang mit patientenbezogenen Informationen ist immer Pflicht.

Zusammenfassung

  • Arzneimittel müssen unter Berücksichtigung von Temperatur, Feuchtigkeit und Licht gelagert werden.
  • Fehlerhafte Lagerung und Anwendung zählen zu häufigen arzneimittelbezogenen Problemen und gefährden Wirksamkeit und Sicherheit.
  • Beratung beinhaltet immer Fragen zur tatsächlichen Anwendung und Lagerung – auch bei Selbstmedikation und OTC-Produkten.
  • Die richtige Darreichungsform und sicheres Handling sind Voraussetzung für eine effektive Therapie.
  • Regelmäßige Kontrolle, gute Dokumentation und klare Verantwortlichkeiten sichern die Qualität in der Arzneimitteltherapie.

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