Rhinitis (Schnupfen)

Krankheitsbild

Schnupfen (Rhinitis) bezeichnet eine akute oder chronische Entzündung der Nasenschleimhaut, die überwiegend durch Viren ausgelöst wird. Häufig sind Rhinoviren die Auslöser, vereinzelt kommen auch andere Virenarten infrage. Typische Leitsymptome sind eine laufende oder verstopfte Nase, Niesreiz, wässriges bis schleimiges Nasensekret und mitunter ein gestörter Geruchssinn. Die Beschwerden entwickeln sich meist innerhalb von Stunden bis Tagen.

In den ersten Tagen überwiegt ein dünnflüssiges Sekret, später kann das Sekret zäher werden. In der Regel klingt die Rhinitis innerhalb von 1-2 Wochen selbstständig ab. Ziel der Behandlung ist die Linderung belastender Symptome wie Nasenatmungsbehinderung, Unterstützung des Sekretabflusses und die Prävention von Komplikationen, etwa einer begleitenden Sinusitis.

Eine eigenständige Selbstmedikation ist sinnvoll, solange keine Warnzeichen für eine komplizierte oder sekundär bakterielle Infektion bestehen (z.B. eitriges Sekret, hohes Fieber, ausgeprägte Gesichtsschmerzen).

Nicht-allergische Rhinitiden umfassen insbesondere: - Virale (infektiöse) Rhinitis: klassischer Schnupfen. - Vasomotorische Rhinitis: Überempfindlichkeitsreaktion der Nasenschleimhaut auf Temperatur, Gerüche, Rauch etc. - Rhinitis medicamentosa: Schleimhautschwellung als Folge eines dauerhaften Gebrauchs abschwellender Nasensprays.

TipWichtig

Die Selbstmedikation bei Schnupfen ist vorrangig symptomorientiert; die zugrundeliegende virale Infektion heilt meist von selbst. Im Fokus steht die kurzfristige Erleichterung der Nasenatmung und die Förderung der Reinigung der Nasenschleimhaut.

Pharmazeutische Anamnese

Vor einer pharmazeutischen Empfehlung müssen folgende Aspekte immer strukturiert geklärt werden:

  • Art, Dauer und Verlauf der Beschwerden: Wie lange bestehen die Symptome? Haben sie sich verändert?

  • Schweregrad: Wie stark ist die Behinderung der Nasenatmung? Gibt es eine deutliche Beeinträchtigung des Allgemeinzustands?

  • Begleitsymptome: Liegen z.B. Fieber, Druck- oder Schmerzgefühl im Gesicht, eitriger Ausfluss, Husten, Halsschmerzen oder Ohrenschmerzen vor?

  • Vorerkrankungen und Risikokonstellationen: Vorbestehende Allergien, Asthma, Herz-/Nierenerkrankungen, chronische Rhinitiden, Polypen, Immunschwäche.

  • Alter, Schwangerschaft, Stillzeit: Medikamente und Dosierungen müssen alters- und situationsgerecht gewählt werden.

  • Aktuelle Medikation: Gibt es bereits eine laufende (Selbst-)Medikation, insbesondere mit abschwellenden Nasensprays oder systemischen Präparaten? Sind evt. Wechselwirkungen möglich?

Bei Verdacht auf eine bakteriell komplizierte Verlaufsform, chronische Problematik oder Risikokonstellationen ist eine Weiterleitung zum Arzt notwendig (s.u.).

Nichtmedikamentöse Basismaßnahmen

Zur Unterstützung der Heilung und als Basis aller Therapieoptionen sind folgende Maßnahmen sinnvoll:

  • Nasenspülungen/Nasenduschen mit isotonen Salzlösungen: helfen, die Schleimhäute zu befeuchten und Sekret zu lösen.

  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr (sofern keine Kontraindikationen wie Herz- oder Niereninsuffizienz vorliegen): verflüssigt das Nasensekret.

  • Luftbefeuchtung und regelmäßiges Lüften.

  • Rauchverzicht zur Schonung der Nasenschleimhaut und Unterstützung der mukoziliären Clearance.

  • Physikalische Maßnahmen: Inhalation von Wasserdampf (bei Erwachsenen und größeren Kindern, Vorsicht bei Kleinkindern wegen Verbrühungsgefahr); keine ätherischen Öle bei Säuglingen und Kleinkindern verwenden.

  • Klares Vermeiden von Reizstoffen und Staub.

Arzneimittel

Wirkmechanismus

Nasale alpha-Sympathomimetika

Diese Wirkstoffe binden an adrenerge alpha-Rezeptoren der Nasenschleimhaut und führen über eine Vasokonstriktion zur Abschwellung. So wird die Nasenatmung kurzfristig erleichtert, der Sekretabfluss verbessert und potenziell das Risiko für Folgeinfekte wie Sinusitis reduziert. Eine ursächliche Heilung der Infektion wird dadurch nicht erzielt.

Salzlösungen

Isotone oder hypertone Salzlösungen unterstützen die Befeuchtung der Schleimhaut, lösen Sekret und fördern die physiologische Selbstreinigung, ohne nennenswertes Nebenwirkungsrisiko.

Systemische Analgetika/Antipyretika

Wirken schmerzlindernd und fiebersenkend, beeinflussen jedoch die Nasenatmung nicht direkt. NSAR hemmen Cyclooxygenasen, Paracetamol wirkt analgetisch und antipyretisch über zentrale Mechanismen.

Pflanzliche Arzneimittel

Phytotherapeutika enthalten ätherische Öle (z.B. Cineol, Eukalyptus) oder bestimmte Extrakte mit sekretolytischen, entzündungshemmenden und mild schleimhautabschwellenden Eigenschaften.

Antihistaminika

Blockieren Histamin-H1-Rezeptoren und mindern dadurch kurzfristig Sekretionsneigung und Niesreiz, relevant vor allem in Kombinationspräparaten.

Orale Sympathomimetika

Wie die nasalen Vertreter, wirken systemische Alpha-Sympathomimetika durch Vasokonstriktion, werden aber über den Blutweg verteilt und haben daher mehr Nebenwirkungen.

Intranasale Glucocorticoide

Wirken antiinflammatorisch und antiallergisch, reduzieren entzündliche Prozesse in der Nasenschleimhaut und Ödeme. In der Selbstmedikation bei Rhinitis primär bei allergischer Genese sinnvoll.

Arzneistoffe

Wirkstoffklasse Beispiele Typische Darreichungsform Besonderheiten
Nasale alpha-Sympathomimetika Xylometazolin, Oxymetazolin Nasenspray, Nasentropfen Auswahl nach Alter und Anwendungsdauer beachten
Salzlösungen Natriumchlorid (isoton/hyperton) Nasenspray, Nasenspülung, Nasendusche Sehr gut verträglich, auch für Säuglinge geeignet
NSAR/Paracetamol Ibuprofen, Paracetamol Tabletten, Säfte, Zäpfchen Paracetamol für Kinder am sichersten
Phytotherapeutika Cineol, Eukalyptusöl, Myrtol, Pelargonium Kapseln, Tropfen, Inhalationslösungen Manche Mittel nicht für Kinder, Schwangere, Leberkranke geeignet
Antihistaminika (systemisch/nasal) Dimetinden, Chlorphenamin Kombipräparate als Tabletten/Säfte Sediert, Mundtrockenheit, KI bei Engwinkelglaukom
Orale Sympathomimetika Pseudoephedrin Tabletten, Kombipräparate Mehr Nebenwirkungen, nur kurzfristige Anwendung
Intranasale Glucocorticoide Beclometason, Fluticason Nasenspray Selbstmedikation meist nur bei allergischem Schnupfen

Beratung

  • Anwendung und Dauer:
    • Nasale Sympathomimetika maximal 5–7 Tage anwenden (Rebound und Schleimhautschädigung vermeiden).
    • Salzlösungen uneingeschränkt einsetzbar.
    • Systemische Sympathomimetika und NSAR/Paracetamol nur kurzfristig.
    • Dosierungen alters- und situationsgerecht festlegen; Packungsbeilagen beachten.
  • Einnahmezeitpunkt:
    • Nasensprays bei Bedarf, vorzugsweise abends zur besseren Nachtruhe.
    • Analgetika bei Kopfschmerz/Druckgefühl nach Bedarf, möglichst nicht auf nüchternen Magen (NSAR!).
  • Wirkungseintritt:
    • Sympathomimetika wirken nach wenigen Minuten abschwellend.
    • Analgetika innerhalb von ca. 30 Minuten schmerzlindernd.
  • Nebenwirkungen:
    • Nasale Sympathomimetika: Trockene Nasenschleimhaut, Brennen, selten systemisch (Herzklopfen, Blutdruck).
    • Systemische Sympathomimetika: Unruhe, Schlaflosigkeit, Herzrasen, Blutdrucksteigerung.
    • NSAR: Magenbeschwerden, Risiko für Ulzera/Blutungen.
    • Paracetamol: Lebertoxizität bei Überdosierung.
    • Phytotherapeutika: Magen-Darm-Beschwerden, Allergien.
    • Antihistaminika: Sedierung, Mundtrockenheit, Schwindel.
  • Kontraindikationen und besondere Hinweise:
    • Nasale Sympathomimetika meiden bei Rhinitis medicamentosa, Engwinkelglaukom, Schwangerschaft (nur kurzzeitig und in niedriger Dosierung).
    • Orale Sympathomimetika meiden bei Hypertonie, kardiovaskulären Erkrankungen, Prostatabeschwerden, Diabetes, Schilddrüsenerkrankungen, Kindern und älteren Patienten.
    • NSAR bei Ulzera, Blutungsneigung, Asthma, Herz-/Niereninsuffizienz meiden.
    • Paracetamol bei Leberschäden und Alkoholmissbrauch besonders vorsichtig einsetzen.
    • Phytotherapeutika je nach Inhaltsstoff Altersbeschränkungen und Kontraindikationen beachten, Zubereitung prüfen.
    • Bei Kindern und Schwangeren generell Wirkstoffauswahl und Dosierung kritisch prüfen.
  • Wechselwirkungen:
    • Sympathomimetika können mit MAO-Hemmern und anderen blutdrucksteigernden Mitteln interagieren.
    • NSAR können mit Antikoagulanzien, anderen NSAR und bestimmten Antihypertensiva wechselwirken.
  • Individuelle Probleme ggf. direkt ansprechen:
    • Dauergebrauch abschwellender Nasensprays fragen und vor riskanter Dauernutzung warnen.
    • Bereits bestehende Grunderkrankungen, Allergien oder aktuelle Medikation erfragen.

Ab wann zum Arzt?

  • Warnzeichen/Alarmsymptome:
    • Eitriges, übelriechendes, meist gelb-grünes Nasensekret
    • Fieber > 38,5°C oder deutliches Krankheitsgefühl
    • Starke oder einseitige Gesichtsschmerzen, ausgeprägter Druck über den Nasennebenhöhlen oder beim Vorbeugen
    • Schmerzen/Flüssigkeitsabsonderung aus dem Ohr
    • Augenbeteiligung (Rötung, Schwellung, Sehverschlechterung)
    • Nackensteife, neurologische Symptome
    • Beginn oder Verschlechterung nach anfänglicher Besserung (bakterielle Superinfektion)
    • Beschwerden, die länger als 10–14 Tage andauern oder sich verschlechtern
    • Rezidivierende Episoden, chronische Symptomatik (> 12 Wochen)
    • Schwangere mit deutlicher Symptomatik, Säuglinge, Kleinkinder
    • Immunsupprimierte und Menschen mit schweren Grund- oder Herz-/Nierenerkrankungen
  • Abbruchkriterien:
    • Auftreten von Nebenwirkungen (z.B. schwere allergische Reaktionen, Herzbeschwerden)
    • Unverträglichkeit, starke Schleimhautreizungen, Nasenbluten
  • Sonderfälle:
    • Rhinitis medicamentosa (chronische, therapieresistente Nasenatmungsbehinderung nach langem Spray-Gebrauch) → gezielte ärztliche Entwöhnungstherapie

Zusammenfassung

Zentrales Symptom Wichtige Wirkstoffklassen Kernaussagen zur Beratung
Laufende/verstopfte Nase Nasale Alpha-Sympathomimetika Nur kurzzeitig, max. 5–7 Tage, Risiko für Rhinitis medicamentosa, KI beachten
Zähes Sekret/Sekretstau Salzlösungen, Phytotherapeutika Regelmäßige Spülungen, ausreichende Trinkmenge, Phytotherapie nach individueller Verträglichkeit
Gesichts-/Kopfschmerz/Fieber NSAR, Paracetamol Maximaldosen einhalten, NSAR: Magenrisiko, Paracetamol bei Leberproblemen vorsichtig verwenden
Niesreiz, laufendes Sekret Antihistaminika (selten indiziert) Sedierung möglich, Wechselwirkungen beachten, v.a. in Kombipräparaten mit weiteren Wirkstoffen
Entzündliche Schwellung (chronisch/polypös) Intranasale Glucocorticoide In Selbstmedikation meist nur bei Allergien, alters- und situationsabhängige Zulassung
Reizfaktoren/Risikovermeidung Rauchverzicht, Luftbefeuchtung, keine reizenden Einreibungen bei Kindern
Warnzeichen (Sinusitis/Komplikationen) Dauer >2 Wochen, Fieber, starke Schmerzen, einseitige Beschwerden: Arzt!

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