Prüferin: Wie unterscheiden Sie in der Apotheke unerwünschte Arzneimittelwirkungen, die eher durch den Wirkmechanismus erklärbar sind, von solchen, die nicht vorhersagbar sind?
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Unerwünschte Arzneimittelwirkungen lassen sich praxisrelevant in zwei Haupttypen einteilen:
Vorhersehbare UAW (Typ A, „augmented“) : Diese sind durch den bekannten pharmakologischen Wirkmechanismus erklärbar und meist dosisabhängig. Sie treten vergleichsweise häufig auf. Typische Beispiele sind Blutungen unter Antikoagulanzien oder Hypoglykämien unter Insulin.
Nicht vorhersehbare UAW (Typ B, „bizarre“) : Diese sind selten, nicht dosisabhängig und oft immunologisch vermittelt oder idiosynkratisch. Beispiele sind schwere allergische Reaktionen (z. B. auf Penicillin) oder eine Agranulozytose unter Metamizol.
Für die Apotheke ist die Unterscheidung wichtig, weil sich daraus typische Konsequenzen ableiten:
Bei Typ A steht häufig eine Dosisanpassung, ein Wirkstoffwechsel oder Monitoring im Vordergrund – aber eine Anpassung erfolgt praktisch immer in Rücksprache mit der verordnenden Praxis.
Bei Typ B ist meist ein sofortiges Absetzen (bzw. dringende ärztliche Abklärung) und eine Meldung bei schwerwiegendem Verdacht relevant.
Examens-Tipp: Antworte strukturiert: erst Typ A (Mechanismus/Dosis/Häufigkeit), dann Typ B (idiosynkratisch/immunologisch/selten) – und leite anschließend kurz ab, was das im Apothekenalltag typischerweise für Maßnahmen bedeutet (Monitoring vs. Abklärung/Meldung).
Frage 2
Prüferin: Welche Informationen müssen Sie bei der Medikationsanamnese aktiv erheben, um das Risiko für unerwünschte Arzneimittelwirkungen realistisch einschätzen zu können?
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Für eine belastbare Risikoeinschätzung von UAW ist eine vollständige Medikations- und Patientenanamnese entscheidend. In der Apotheke sollten aktiv abgefragt werden:
Alle verordneten Arzneimittel inkl. Dosierung und Einnahmeschema
OTC-Präparate, Selbstmedikation
Pflanzliche Präparate und Nahrungsergänzungsmittel (häufige „blinde Flecken“)
Relevante Vorerkrankungen/Komorbiditäten (z. B. Herzinsuffizienz, Diabetes)
Bekannte Allergien und frühere Unverträglichkeiten
Hinweise auf Nieren- und Leberfunktionsstörungen (wichtig für Kumulation/Überdosierung)
Alter (Kinder, ältere Patient:innen), Schwangerschaft/Stillzeit
Alkohol- und Drogenkonsum (Risiko für Interaktionen und Nebenwirkungen)
Bei Bedarf Hinweise auf Elektrolytstörungen (z. B. Hypokaliämie unter Diuretika) und besondere Risiken durch Polypharmazie
Damit lassen sich typische Risikokonstellationen (z. B. eingeschränkte Elimination, Interaktionscluster, erhöhte Empfindlichkeit) erkennen und anschließend patientenindividuelle Empfehlungen bzw. ärztliche Rücksprachen vorbereiten.
Examens-Tipp: In der Prüfung punktest du, wenn du OTC/pflanzliche Mittel ausdrücklich nennst und Organfunktion (Niere/Leber) plus besondere Gruppen (Alter, Schwangerschaft/Stillzeit) als feste Checkpoints der Anamnese darstellst.
Frage 3
Prüferin: Wie beraten Sie einen Patienten, wenn ein Antibiotikum durch gleichzeitige Einnahme von calcium- oder magnesiumhaltigen Produkten in seiner Wirkung beeinträchtigt werden kann?
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Hier handelt es sich typischerweise um eine pharmakokinetische Resorptionsinteraktion durch Komplexbildung (Chelatbildung) im Magen-Darm-Trakt, z. B. bei Tetracyclinen mit Calcium-/Magnesium-haltigen Präparaten (Milchprodukte, Antazida, Mineralstoffpräparate). Das kann die Aufnahme des Antibiotikums senken und zu Wirkverlust führen.
Die zentrale apothekerliche Maßnahme ist die zeitliche Trennung der Einnahme:
Antibiotikum und Calcium/Magnesium-haltige Produkte nicht gleichzeitig einnehmen.
Einen ausreichenden Abstand empfehlen (in der Praxis: mehrere Stunden Abstand; genaue Empfehlung orientiert sich am konkreten Präparat/Beipacktext).
Zusätzlich sollte geprüft werden, ob das Calcium/Magnesium-Produkt wirklich nötig ist (z. B. Antazidum nur bei Bedarf) und der Patient sollte auf die Bedeutung der korrekten Einnahme hingewiesen werden, um Therapieversagen und Resistenzentwicklung zu vermeiden.
Examens-Tipp: Sag in der Prüfung explizit „Resorptionsinteraktion durch Chelatbildung“ und leite daraus unmittelbar die Maßnahme „Einnahmezeiten trennen“ ab – das zeigt mechanistisches Verständnis und Praxisorientierung.
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