Prüfung

Frage 1

Prüferin: Ein Patient löst in der Apotheke Ciprofloxacin ein und fragt, ob er das zusammen mit seinem Calciumpräparat einnehmen kann. Was raten Sie zur praktischen Einnahme?

Ciprofloxacin kann im Magen-Darm-Trakt mit mehrwertigen Kationen wie Calcium, Magnesium oder Eisen schwerlösliche Komplexe bilden. Dadurch wird weniger Wirkstoff resorbiert und die systemische Konzentration kann abfallen – mit dem Risiko von Therapieversagen.

Praktische Empfehlung in der Apotheke:

  • Einnahmeabstand konsequent einhalten: Ciprofloxacin und Calciumpräparat zeitlich trennen, typischerweise 2–4 Stunden Abstand.
  • Auch auf weitere Kationen-Quellen hinweisen: Milch/Milchprodukte, Antazida, Mineralstoffpräparate (Mg/Fe/Zn) sowie manche Brausetabletten.
  • Wenn der Patient dauerhaft Supplemente braucht, die Einnahmezeiten schriftlich strukturieren (z. B. Antibiotikum morgens/abends, Calcium mittags).

Bei Unsicherheiten oder komplexen Einnahmeschemata kann eine Rücksprache mit der verordnenden Praxis sinnvoll sein, um die Therapieadhärenz sicherzustellen.

Examens-Tipp: Geh in der Prüfung bei „Abstand“ immer von einem Mechanismus aus (hier: Komplexbildung) und gib dann eine konkrete, umsetzbare Zeitregel (2–4 h) plus typische Alltagsquellen (Milch/Antazida/Eisen) an.

Frage 2

Prüferin: Ein Patient nimmt Ketoconazol ein und möchte zusätzlich einen Protonenpumpenhemmer gegen Sodbrennen beginnen. Worauf weisen Sie im Hinblick auf die Arzneistoffaufnahme hin?

Protonenpumpenhemmer erhöhen den Magen-pH. Bei pH-abhängig löslichen Arzneistoffen kann dadurch die Löslichkeit sinken und folglich die Bioverfügbarkeit abnehmen. Ketoconazol gehört zu den Wirkstoffen, deren Aufnahme durch einen erhöhten pH-Wert relevant vermindert sein kann.

Pharmazeutische Konsequenz in der Beratung:

  • Risiko erklären: weniger Resorption → Wirkverlust möglich.
  • Medikationscheck: Gibt es Alternativen zur Säureblockade (z. B. zeitlich begrenzte Selbstmedikation, andere Strategien) oder alternative Antimykotika? Das muss ärztlich entschieden werden.
  • Vorgehen: Patient soll nicht „selbst umstellen“, sondern bei Bedarf Rücksprache mit Arzt/Ärztin halten, insbesondere wenn Ketoconazol therapeutisch kritisch ist.

Wichtig ist, die Interaktion als Absorptionsproblem durch pH-Anhebung einzuordnen.

Examens-Tipp: Wenn pH-Veränderung Thema ist, nenne immer die Richtung (pH rauf durch PPI/Antazida) und die Konsequenz (schlechter löslich → weniger Aufnahme → Wirkverlust).

Frage 3

Prüferin: Woran denken Sie, wenn ein Patient zusätzlich zu seiner Dauermedikation Colestyramin neu verordnet bekommt, und was ist die zentrale apothekenpraktische Maßnahme?

Colestyramin ist ein Anionenaustauscher/Adsorbens im Darm und kann andere Arzneistoffe binden. Dadurch sinkt deren Resorption und damit die Wirkung – je nach Wirkstoff kann das klinisch relevant sein.

Zentrale Maßnahme in der Apotheke:

  • Einnahmeabstände organisieren, damit andere Arzneistoffe nicht „mitgebunden“ werden (praktisch: zeitlich getrennte Einnahme; genaue Abstände je nach Präparat/Arztangabe, häufig mehrere Stunden).
  • Besonders sorgfältig bei Arzneistoffen, bei denen ein Wirkverlust problematisch ist.
  • Einen vollständigen Medikationsplan inkl. Selbstmedikation abfragen, um betroffene Wirkstoffe zu identifizieren.

Bei Unsicherheit, welche Abstände im konkreten Fall notwendig sind, sollte mit der verordnenden Praxis Rücksprache gehalten werden.

Examens-Tipp: Bei „Bindern“ wie Colestyramin: erst Mechanismus (Bindung im Darm), dann Konsequenz (Resorption runter), dann die Standardlösung (Einnahmeabstand + Medikationsanamnese).

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