Prüfung

Frage 1

Prüferin: Ein Patient mit Typ-1-Diabetes berichtet, dass die Blutzuckerwerte seit einigen Wochen deutlich stärker schwanken, ohne dass er die Dosis verändert habe. Welche typischen Anwendungsfehler würden Sie in der Apotheke als Erstes systematisch abklären?

In der Apotheke sollte zuerst nach häufigen, praxisnahen Fehlerquellen gesucht werden, die die Resorption und damit die Wirkung von Insulin stark beeinflussen können:

  • Injektionsstellen/Rotation: Wird immer wieder in dieselbe Region injiziert? Ein fehlendes Rotationsschema kann zu Lipohypertrophien führen; aus verhärteten Arealen wird Insulin unzuverlässig resorbiert.
  • Injektion in problematische Areale: Direktes Nachfragen, ob in tastbare Knoten/Verhärtungen gespritzt wird.
  • Nadelmanagement: Wird die Pen-Nadel wirklich bei jeder Anwendung gewechselt? Seltenes Wechseln kann die Haut schädigen und die Abgabe/Resorption beeinträchtigen.
  • Nadellänge und Technik: Meist sind 4–6 mm sinnvoll; außerdem prüfen, ob korrekt subkutan injiziert wird.
  • Insulinsuspensionen: Bei trüben Insulinen (Suspensionen) muss vor jeder Gabe ausreichend durchmischt werden; ungenügendes Mischen führt zu wechselnder Wirkstärke.
  • Lagerung/Temperatur: Vorräte korrekt bei 2–8 °C? Angebrochene Pens/Patronen bei Raumtemperatur, aber vor Hitze schützen; kein Einfrieren/Überhitzung (z.B. Auto, Heizung, Sonne).

Wenn sich dabei Auffälligkeiten zeigen, wird praktisch geschult/korrigiert. Wenn trotz korrekter Anwendung weiterhin starke Schwankungen bestehen, sollte zur ärztlichen Rücksprache geraten werden (Therapieanpassung, Infekt, geänderte Lebensumstände etc.).

Examens-Tipp: Antworte in der Prüfung strukturiert: erst Applikationsort/Rotation, dann Nadel/Technik, dann Insulinmischung und Lagerung. Das wirkt wie ein echtes Apotheken-Checklisten-Vorgehen.

Frage 2

Prüferin: Worauf weisen Sie in der Apotheke hin, wenn ein Typ-1-Diabetiker ein kurz wirksames Insulin neu erhält und unsicher ist, wann es im Verhältnis zum Essen gespritzt werden soll?

Bei kurz wirksamen Insulinanaloga (z.B. aspart, lispro, glulisin) ist das Timing vor der Mahlzeit zentral, weil sie rasch anfluten und zur Mahlzeitenabdeckung dienen.

Wichtige Beratungspunkte sind:

  • Kurz wirksame Insuline beginnen typischerweise nach 10–20 Minuten zu wirken, der Wirkungsgipfel liegt nach etwa 1–2 Stunden, die Wirkdauer bei 3–5 Stunden.
  • Deshalb wird das Insulin in der Regel zur Mahlzeit bzw. kurz vorher angewendet – die konkrete Vorgabe richtet sich nach ärztlicher Schulung/Plan und individueller Erfahrung.
  • Die Dosis orientiert sich an den Kohlenhydraten (Insulin-Carb-Ratio) und am aktuellen Glukosewert (Korrekturregeln).
  • Bei fettreichen/proteinreichen Mahlzeiten kann der Blutzucker verzögert und länger ansteigen; dann kann (je nach Therapieschema, v.a. bei Pumpen) eine geteilte Bolusgabe oder spätere Anpassung sinnvoll sein – das sollte jedoch anhand des individuellen Plans und ggf. nach Rücksprache mit dem Behandlungsteam erfolgen.

Zusätzlich wird empfohlen, bei Unsicherheit oder ungewöhnlichen Verläufen engmaschiger zu messen (bzw. CGM-Trends zu nutzen) und bei wiederkehrenden Problemen ärztlich nachsteuern zu lassen.

Examens-Tipp: Nenne in der Prüfung kurz das Wirkprofil (Anfluten/Gipfel/Dauer) und leite daraus das Timing ab. Damit zeigst du, dass du nicht nur „Regeln“ auswendig kannst, sondern pharmakologisch begründest.

Frage 3

Prüferin: Ein Patient möchte in der Apotheke sein Basalinsulin wegen eines Lieferengpasses gegen ein anderes Präparat austauschen. Wie würden Sie das in der Praxis einordnen?

Ein Austausch von Insulinen sollte sehr zurückhaltend bewertet werden, weil unterschiedliche Präparate sich in Wirkdauer, Wirkverlauf und teils auch in Handhabung/Konzentration unterscheiden können. In der Praxis gilt:

  • Insuline verschiedener Typen (insbesondere Basalinsuline) sollten nicht ohne ärztliche Rücksprache gewechselt werden.
  • Ein Wechsel erfordert in der Regel eine Neudosierung bzw. Anpassung und engmaschige Selbstkontrollen, um Hypo- oder Hyperglykämien zu vermeiden.
  • In der Apotheke wird bei Engpass eine Arztkontaktaufnahme unterstützt (z.B. Vorschlag eines therapeutisch geeigneten Alternativpräparats, Klärung der Verordnung) und auf engmaschige Kontrolle hingewiesen.

Ziel ist, Versorgung sicherzustellen, ohne eigenmächtig eine Therapieumstellung vorzunehmen.

Examens-Tipp: Sag klar den Kernsatz: kein Wechsel ohne ärztliche Rücksprache, weil sonst Unter- oder Überinsulinierung droht. Danach kannst du mit „Engpassmanagement + engmaschige Kontrolle“ punkten.

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