Prüfung

Frage 1

Prüferin: Wie würden Sie im Beratungsgespräch begründen, warum „das günstigste Präparat“ nicht automatisch die wirtschaftlichste Lösung für den Patienten ist?

Wirtschaftlichkeit in der Arzneimittelversorgung bedeutet nicht „möglichst billig“, sondern ein optimales Verhältnis von therapeutischem Nutzen zu den Gesamtkosten – bei gesicherter Qualität und Patientensicherheit. Neben dem reinen Einkaufspreis zählen insbesondere Folgekosten, z. B. durch Nebenwirkungen, Therapieabbrüche, Fehlanwendung, Doppelverordnungen oder notwendige Therapeutikawechsel.

In der Beratung sollte deshalb gezielt erfragt werden:

  • bisherige Erfahrungen/Verträglichkeit
  • Schwierigkeiten bei der Anwendung (z. B. Inhalationstechnik, Pen-Handhabung)
  • Motivation/Adhärenz und praktische Barrieren

Ein preisgünstiges Präparat kann am Ende „teuer“ werden, wenn es schlecht vertragen wird oder falsch angewendet wird und dadurch zusätzliche Arztbesuche, Zusatzmedikation oder Krankenhauseinweisungen begünstigt. Wirtschaftliches Handeln heißt daher, eine leitliniengerechte, sichere und für den Patienten gut umsetzbare Therapie zu unterstützen, um Folgekosten zu minimieren.

Examens-Tipp: Baue deine Antwort in der Prüfung als Dreischritt auf: Preis ≠ Wirtschaftlichkeit → Gesamtkosten inkl. Folgekosten → welche konkreten Fragen du im Beratungsgespräch stellst (Erfahrung, Anwendung, Adhärenz).

Frage 2

Prüferin: In welcher typischen Situation in der Apotheke wenden Sie eine gesundheitsökonomische Betrachtung an, bei der nur die Kosten bei gleicher therapeutischer Wirkung verglichen werden?

Das ist die Situation der Kosten-Minimierung: Wenn von einer gleichen Wirksamkeit (und vergleichbarer Qualität/Sicherheit) ausgegangen werden kann, wird die wirtschaftlichere Option über die niedrigeren Gesamtkosten in € ausgewählt.

Typisch im Apothekenalltag ist der Vergleich Generikum vs. Originalpräparat bzw. die Auswahl unter wirkstoffgleichen Präparaten im Rahmen der Substitution. Dann wird – bei gleicher Indikation, Stärke, Darreichungsform und gesicherter Austauschbarkeit – das Präparat gewählt, das unter den gegebenen Rahmenbedingungen (z. B. Rabattvertrag/Festbetrag) die geringeren Kosten verursacht.

Wichtig ist: Wirtschaftlichkeit gilt nicht losgelöst von der Versorgungssicherheit und der korrekten Anwendung. Wenn z. B. ein Patient mit einem bestimmten Präparat nachweislich besser zurechtkommt (Adhärenz, Handhabung), kann das die Gesamtkosten perspektivisch senken, obwohl der Stückpreis höher ist.

Examens-Tipp: Nenne in der Prüfung ausdrücklich die Voraussetzung „gleiche Wirksamkeit“ und bring direkt das Standardbeispiel Generikum vs. Original. Damit zeigst du, dass du den Bewertungsansatz richtig einordnest.

Frage 3

Prüferin: Welche Kostenarten außerhalb des Einkaufspreises können in der Apotheke bei der Abgabe eines Arzneimittels relevant sein?

Neben den direkten Beschaffungskosten spielen in der Apotheke vor allem Prozesskosten und Folgekosten eine Rolle.

Prozesskosten umfassen z. B.:

  • Lagerhaltung und Bestandsführung
  • Temperaturüberwachung/Kühlkette
  • Dokumentation und Rezeptmanagement
  • Beratungsaufwand
  • Prüfaufwand, Qualitätssicherung
  • Abrechnungs- und Retaxationsrisiken
  • ggf. Herstellung/Prüfung bei Rezepturen

Folgekosten können entstehen durch:

  • Rückrufe, Rückgaben, Reklamationen
  • verspätete/fehlerhafte Abgabe
  • falsche Anwendung durch den Patienten mit daraus resultierenden Problemen

Diese Kosten beeinflussen die tatsächliche Wirtschaftlichkeit einer Abgabe deutlich und erklären, warum Umsatz allein wenig über den wirtschaftlichen Erfolg aussagt.

Examens-Tipp: Strukturiere: „direkt“ (Einkauf) vs. „indirekt“ (Prozess) vs. „Folgekosten“. Wenn du Retax als Prozess-/Abrechnungsrisiko erwähnst, wirkt die Antwort sehr praxisnah.

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