Benigne Prostatahyperplasie (Prostatabeschwerden)
Krankheitsbild
Die benigne Prostatahyperplasie (BPH) ist eine gutartige Vergrößerung der Prostata, die vor allem ältere Männer betrifft. Durch das Wachstum des Drüsengewebes entsteht eine Einengung im Bereich des Blasenausgangs und der Harnröhre. Dies führt zu den typischen Miktionsbeschwerden: schwacher Harnstrahl, Startschwierigkeiten beim Wasserlassen, Nachträufeln, das Gefühl, die Blase nicht vollständig zu entleeren, häufiger Harndrang tagsüber und besonders nachts (Nykturie), gelegentlich imperativer Harndrang.
Pathophysiologisch liegen hormonelle Veränderungen und lokale Wachstumsprozesse zugrunde. Unbehandelt kann es zu Restharnbildung kommen, was das Risiko für wiederkehrende Harnwegsinfekte, Blasensteine, Hämaturie oder im Extremfall Harnverhalt erhöht. Ziel der Selbstmedikation ist primär die Linderung leichter Symptome und die Unterstützung der Lebensqualität. Eine Rückbildung der Prostatagröße ist damit nicht zu erreichen.
Eigenständige Behandlungsmöglichkeiten bestehen nur bei gesichert gutartiger Ursache und stabiler, leichter Symptomatik. Eine Abgrenzung zu ernsten Ursachen wie Prostatakarzinom, Harnwegsinfekt oder neurologischen Störungen ist unverzichtbar.
Pharmazeutische Anamnese
Vor jeder Empfehlung ist eine gezielte Abklärung nötig:
- Beschwerdebild: Welche Symptome liegen vor (Schwäche des Harnstrahls, häufiges Wasserlassen, Nykturie, Startschwierigkeiten, Nachträufeln)?
- Dauer und Verlauf: Wie lange bestehen die Beschwerden? Treten sie langsam zunehmend oder plötzlich auf?
- Schwere und Beeinträchtigung: Wie störend empfindet der Patient die Symptome? Gibt es Alltagsbeeinträchtigungen?
- Begleitsymptome: Blut im Urin, Schmerzen beim Wasserlassen, Fieber, Flankenschmerzen, Gewichtsverlust, vollständiger Harnverhalt?
- Vorerkrankungen: Liegt eine gesicherte Diagnose „benigne Prostatahyperplasie“ vor? Urologische Vorbehandlung? Operationen? Tumorerkrankungen?
- Alter und Risikofaktoren: Patienten im höheren Lebensalter, bekannte Begleiterkrankungen.
- Medikation: Welche Arzneimittel werden aktuell eingenommen (auch rezeptfrei)? Einnahme von z. B. Anticholinergika, Diuretika oder anderen Mitteln, die Einfluss auf die Blasenfunktion haben könnten?
Nur bei bereits bekannter, ärztlich diagnostizierter leichter BPH und Fehlen von Warnzeichen ist eine Beratung zur Selbstmedikation verantwortbar.
Nichtmedikamentöse Basismaßnahmen
- Gleichmäßige Aufteilung der Flüssigkeitszufuhr tagsüber, jedoch Reduktion am Abend, um nächtlichen Harndrang zu mindern.
- Regelmäßige, vollständige Entleerung von Blase und Darm fördern.
- Vermeidung von Kälte, da diese die Symptome verschlimmern kann.
- Bewegung anstelle von langem Stehen, moderates körperliches Training.
- Einschränkung von Alkohol und koffeinhaltigen Getränken, da diese die Blase reizen.
- Gezielte Wärmeanwendung kann subjektive Erleichterung bringen.
- Bei Bedarf: Blasentraining zur Verbesserung der Blasenkontrolle.
Diese Maßnahmen sollten immer begleitend empfohlen werden.
Arzneimittel
Phytopharmaka
Wirkmechanismus
Pflanzliche Präparate wirken überwiegend durch Beeinflussung hormoneller Signalwege innerhalb des Prostatagewebes sowie durch entzündungshemmende und abschwellende Effekte. Diskutiert werden insbesondere die Hemmung der Umwandlung von Testosteron zu Dihydrotestosteron und eine Interaktion mit Androgen-Rezeptoren.
- Hauptziel: Linderung typischer Symptome wie Nykturie und subjektiver Harnentleerungsstörung; keine nachgewiesene Reduktion der Prostatagröße.
- Einsatz: Bei leichten, stabilen Beschwerden und erfolgter ärztlicher Abklärung.
Arzneistoffe
- Sägepalmenfrüchte (Serenoa repens): Extrakte als Kapseln/Tabletten
- Kürbiskerne (Cucurbita pepo): meist als Kapseln oder Samen zur direkten Einnahme
- Brennnesselwurzel (Urtica dioica): Extrakte in Tabletten/Kapseln
- Phytosterole (z. B. Beta-Sitosterol): meist in Kombinationspräparaten
- Pollenextrakte: Schleifenblumen-/ Roggenpollenextrakte
Die Zusammensetzung und Wirkstoffmenge können je nach Präparat und Hersteller variieren. Die Datenlage zur Wirksamkeit ist unterschiedlich: Während für definierte Phytosterole symptomatische Verbesserungen beschrieben sind, sind die Effekte vieler pflanzlicher Zubereitungen uneinheitlich.
Beratung
- Anwendung: Präparate werden in der Regel ein- bis zweimal täglich eingenommen; genaue Dosierung abhängig vom Produkt.
- Einnahmedauer: Wirkungseintritt meist nach mehreren Wochen; regelmäßige Einnahme erforderlich.
- Erwartung: Verbesserung der Symptome (z.B. weniger nächtlicher Harndrang); keine Heilung oder Rückbildung der Prostatagröße.
- Nebenwirkungen: Meist gastrointestinal (Übelkeit, Durchfall), selten Überempfindlichkeitsreaktionen (insbesondere bei Pollenextrakten).
- Kontraindikationen: Überempfindlichkeit gegenüber Inhaltsstoffen, bekannte Allergien (z. B. gegen Pollen).
- Wechselwirkungen: Bisher keine schwerwiegenden Wechselwirkungen bekannt, vorsichtshalber bei gleichzeitiger Einnahme mit Antikoagulanzien Rücksprache mit Arzt halten.
- Risikogruppen: Für Kinder, Jugendliche, Frauen, Schwangere und Stillende nicht geeignet.
- Hinweis: Vor Augenoperationen (Katarakt): Die Einnahme bestimmter Präparate, wie Sägepalmenextrakte, dem behandelnden Arzt mitteilen!
Phytopharmaka können Symptome bei leichter BPH lindern, sind jedoch keine Kausaltherapie. Eine Besserung tritt frühestens nach einigen Wochen kontinuierlicher Anwendung ein. Regelmäßige Kontrollen und Beobachtung des Krankheitsverlaufs sind essenziell. Bei Verschlechterung oder Auftreten neuer Symptome: Arztbesuch!
Ab wann zum Arzt?
- Warnzeichen: Blut im Urin, Schmerzen beim Wasserlassen, starke Schmerzen, Fieber, Flankenschmerzen, tastbare Verhärtungen, vollständiger Harnverhalt.
- Erstmals oder plötzlich auftretende Beschwerden: Immer ärztliche Abklärung erforderlich (Ausschluss Tumor, Infekt, akute Komplikationen).
- Neu oder rasch progrediente Beschwerden: Sowie bei anamnestisch bekannter BPH, aber Verschlechterung der Symptomatik.
- Begleitende Symptome: Wiederholte Infektionen, Gewichtsverlust, Inkontinenz, relevante Beeinträchtigung des Allgemeinzustands.
- Kinder/Jugendliche: Keine Selbstmedikation!
- Fehlende Besserung unter Selbstmedikation: Nach 4–6 Wochen keine symptomatische Verbesserung.
- Nebenwirkungen oder Unverträglichkeiten: Therapie abbrechen und ärztlich abklären lassen.
Zusammenfassung
| Zentrale Symptome | Wichtige Wirkstoffklassen | Kernaussagen zur Beratung |
|---|---|---|
| Schwacher Harnstrahl | Phytopharmaka (Sägepalmenfrucht, | Selbstmedikation nur bei leichter, ärztlich gesicherter BPH ohne Alarmsymptome; realistisches Erwartungsmanagement; |
| Startschwierigkeiten | Brennnesselwurzel, Kürbiskern, | Nebenwirkungen und mögliche Allergien beachten; Wirkungseintritt nach Wochen; regelmäßige Kontrolle und Beratung zu |
| Nachträufeln | Phytosterole) | Arztbesuch bei Warnzeichen oder Verschlechterung; keine Therapie zur Größenreduktion; nicht für Frauen/Kinder geeignet. |
| Gefühl unvollständiger | ||
| Blasenentleerung, | ||
| häufiger Harndrang, | ||
| Nykturie, imperativer | ||
| Harndrang |
Feedback
Melde Fehler oder Verbesserungsvorschläge zur aktuellen Seite über dieses Formular ❤️. Als Dankeschön verlosen wir nach dem 1. Staatsexamen 3x 50 € unter allen Teilnehmenden 💰. Jedes konstruktive Feedback erhöht deine Gewinnchancen. Es gelten unsere Teilnahmebedingungen.
✓ Vielen Dank! Dein Feedback wurde erfolgreich gesendet.