Prüfung

Frage 1

Prüferin: Welche patientenbezogenen Informationen sollten Sie in der Apotheke gezielt erheben, um beurteilen zu können, ob bei einer bestehenden Medikation eine individuelle Dosierung überprüft werden muss?

In der Apotheke sollten patientenbezogene Faktoren strukturiert abgefragt werden, weil sie die Arzneistoff-Exposition (Wirksamkeit/Toxizität) wesentlich beeinflussen. Zentral sind:

  • Alter: v.a. bei älteren Patient:innen ist häufiger mit eingeschränkter Nieren-/Leberfunktion und höherer Empfindlichkeit zu rechnen.
  • Körpergewicht / ggf. Körperoberfläche: wichtig bei Kindern, sehr leichten oder stark übergewichtigen Erwachsenen (Unter- oder Überdosierungsrisiko).
  • Nierenfunktion: Nachfragen nach bekannten Nierenerkrankungen oder aktuellen Laborwerten; viele Wirkstoffe kumulieren renal.
  • Leberfunktion: relevante Lebererkrankungen/auffällige Werte, da der Abbau/First-Pass-Effekt verändert sein kann.
  • Schwangerschaft/Stillzeit: veränderte Pharmakokinetik und Risiko für Fetus/Säugling.
  • Begleitmedikation inkl. Selbstmedikation: zur Erkennung von Interaktionen (Induktion/Hemmung, additive Toxizität).
  • Hinweise auf Pharmakogenetik (falls bekannt/berichtet): z.B. dokumentierte Besonderheiten oder ungewöhnliche Wirk-/Nebenwirkungsreaktionen.

Praktisch wird dies mit offenen Beratungsfragen kombiniert (z.B. wie eingenommen wird, ob neue Arzneimittel dazugekommen sind, ob sich Laborwerte geändert haben), um einen möglichen Anpassungsbedarf früh zu erkennen und dann gezielt mit Fachinformation/Tools zu prüfen.

Examens-Tipp: Antworte in der Prüfung am besten als Checkliste: erst patientenbezogene Faktoren (Alter, Gewicht, Niere, Leber, Schwangerschaft/Stillzeit), dann Begleitmedikation/Interaktionen. Das wirkt strukturiert und praxisnah.

Frage 2

Prüferin: Wie gehen Sie in der Apotheke vor, wenn Sie bei einer Wiederholungsverordnung den Verdacht haben, dass die Dosis aufgrund der Nierenfunktion nicht mehr passend ist?

Vorgehen in der Apotheke ist primär: erkennen – prüfen – kommunizieren, ohne eigenständige Therapieänderung.

  • Erkennen: Risikokonstellation identifizieren (z.B. hohes Alter, bekannte Nierenerkrankung, neue Diagnosen, Polymedikation) oder Hinweise aus dem Gespräch (“Nierenwerte schlechter”, “neue Wasser-/Blutdrucktablette”).
  • Prüfen: Dosisempfehlungen in Fachinformation/Leitlinien nachschlagen und die Nierenfunktion möglichst objektiv einordnen (z.B. anhand dokumentierter eGFR/Creatinin-Werte oder mithilfe eines eGFR-Rechners/Cockcroft-Gault sofern die nötigen Angaben vorliegen).
  • Bewerten: Abgleich, ob die aktuelle Dosierung außerhalb der empfohlenen Bereiche liegt bzw. ob ein erhöhtes Kumulations-/Nebenwirkungsrisiko plausibel ist.
  • Kommunizieren: Kontakt zum verordnenden Arzt mit konkreter, fachlicher Rückmeldung (z.B. Hinweis, dass bei bestimmter Nierenfunktion eine Dosisreduktion/Alternativwahl empfohlen wird) und Bitte um ärztliche Entscheidung.
  • Patientenberatung: Bis zur Rückmeldung auf Warnzeichen achten lassen (z.B. ungewöhnliche Nebenwirkungen), korrekte Einnahme sicherstellen und die Bedeutung von Laborkontrollen erklären.

Eine Dosisanpassung erfolgt erst nach ärztlicher Rücksprache; die Apotheke liefert die Begründung und unterstützt die sichere Umsetzung.

Examens-Tipp: Sag in der Prüfung explizit den Dreischritt „Erkennen – Prüfen (Fachinfo/Tool) – Arztkontakt“. Wichtig: nicht selbst umstellen, sondern konkrete, nachvollziehbare Hinweise an den Arzt formulieren.

Frage 3

Prüferin: Welche Hilfsmittel nutzen Sie in der Apotheke, um die Nierenfunktion für Dosierungsfragen einzuordnen, und wofür sind diese praktisch relevant?

Für Dosierungsfragen wird die Nierenfunktion in der Apotheke mithilfe verschiedener Quellen eingeordnet:

  • Fachinformation und Leitlinien: liefern die konkreten Dosierungsgrenzen bzw. Anpassungsschemata in Abhängigkeit von Nierenfunktionsbereichen.
  • Rechner/Tabellen zur Nierenfunktion: z.B. eGFR-Rechner oder die Cockcroft-Gault-Formel. Diese helfen, die renale Eliminationsfähigkeit abzuschätzen, insbesondere wenn nur Kreatinin/Alter/Gewicht bekannt sind.
  • AMTS-Tools/Software und Checklisten: markieren risikoreiche Kombinationen, Kontraindikationen oder Dosierungsprobleme bei eingeschränkter Nierenfunktion.

Praktisch relevant ist das, weil viele Wirkstoffe bei eingeschränkter Nierenleistung kumulieren können und dann das Risiko für Nebenwirkungen/Toxizität steigt. Die Tools unterstützen dabei, aus einem Rezept oder der Medikationshistorie einen Anpassungsbedarf systematisch abzuleiten und anschließend strukturiert an den Arzt zu kommunizieren.

Examens-Tipp: Nenne zuerst die Fachinformation als „Goldstandard“ für Dosierungsgrenzen und ergänze dann die Tools (eGFR/Cockcroft-Gault) als praktische Hilfe zur Einordnung – das zeigt Prüfungssicherheit.

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