Prüfung

Frage 1

Prüferin: Ein Patient mit immunsuppressiver Dauertherapie möchte in der Apotheke zusätzlich ein pflanzliches Präparat zur Stimmungsaufhellung kaufen. Was ist aus pharmazeutischer Sicht Ihr zentraler Beratungsfokus, bevor Sie etwas abgeben?

Zentral ist eine strukturierte Medikationsanamnese mit anschließendem Interaktionscheck, weil bei immunsuppressiver Therapie schon kleine Spiegeländerungen klinisch relevant sein können (Untertherapie mit Risiko von Rückfall/Abstoßung vs. Toxizität).

Konkretes Vorgehen in der Offizin:

  • Alle verordneten Immunsuppressiva inkl. Dosierung/Schema und Begleitmedikation erfragen.
  • Explizit nach OTC, Phytotherapie, Nahrungsergänzungsmitteln und Konsumgütern fragen.
  • Bei pflanzlicher „Stimmungsaufhellung“ besonders an Präparate denken, die den Abbau/Transport beeinflussen können; bei Verdacht auf relevante Interaktion keine unkritische Abgabe, sondern Nutzen-Risiko erklären und Rücksprache mit der behandelnden Ärztin/dem Arzt anstoßen.
  • Patient:innen aktiv auf die Bedeutung konstanter Spiegel, fester Einnahmezeiten und das Risiko „scheinbar harmloser“ Zusatzmittel hinweisen.

Ziel ist, die Immunsuppression nicht unbeabsichtigt abzuschwächen oder zu verstärken und die Therapie sicher zu begleiten.

Examens-Tipp: Antworte in der Prüfung entlang eines klaren Schemas: erst Anamnese (inkl. OTC/Phytos), dann Interaktionsmechanismus (CYP/P-gp) und erst danach das praktische Vorgehen (nicht eigenmächtig ändern, ggf. Arztkontakt).

Frage 2

Prüferin: Ein Transplantationspatient berichtet, er trinke regelmäßig Grapefruitsaft. Welchen praktischen Rat geben Sie in der Apotheke?

Grapefruit (und auch Granatapfel) kann die Verstoffwechselung bestimmter Immunsuppressiva im Darm hemmen, v. a. bei Tacrolimus und Ciclosporin. Dadurch können Spiegel ansteigen und es drohen Toxizitäten.

Praktische Beratung:

  • Konsequente Empfehlung, Grapefruit/Granatapfel (Saft und Frucht) während der Therapie zu meiden.
  • Hinweis, dass schon regelmäßige kleine Mengen relevant sein können, da die Therapie ein enges therapeutisches Fenster hat.
  • Bei bereits bestehendem Konsum: keine eigenständige Dosisänderung, sondern zeitnah Rücksprache mit der behandelnden Ärztin/dem Arzt (ggf. Therapeutisches Drug Monitoring/Spiegelkontrolle).

So wird eine vermeidbare Überexposition mit potenziellen Nebenwirkungen reduziert.

Examens-Tipp: Nenne nicht nur „Interaktion“, sondern die klinische Konsequenz: Spiegel rauf → Toxizität; und sag immer dazu, dass Dosisanpassungen ärztlich erfolgen.

Frage 3

Prüferin: Eine Patientin nimmt Azathioprin und legt Ihnen ein neues Rezept über ein Gichtmittel vor. Was ist Ihr nächster Schritt in der Abgabeprüfung?

Der nächste Schritt ist ein gezielter Interaktionscheck zwischen Azathioprin und dem verordneten Gichtmittel, weil bestimmte Wirkstoffe hier zu schwerer Toxizität führen können.

Pharmazeutisch relevanter Hintergrund:

  • Azathioprin wird u. a. über Xanthinoxidase abgebaut.
  • Wird diese Xanthinoxidase gehemmt, kann es zu einer starken Wirkspiegelsteigerung kommen mit Risiko einer massiven Myelosuppression.

Praktisches Vorgehen in der Apotheke:

  • Verordnenden Wirkstoff prüfen und bei Verdacht auf diese Konstellation sofort Rücksprache mit der Ärztin/dem Arzt halten.
  • Patientin nicht verunsichern, aber klar sagen, dass vor Einnahme eine ärztliche Klärung/Dosisanpassung notwendig ist.
  • Auf Warnzeichen einer Blutbildtoxizität allgemein hinweisen und die Bedeutung von Laborkontrollen betonen.

Wichtig: Keine eigenständige Umstellung oder „Dosis halbieren“ in der Apotheke.

Examens-Tipp: Diese Konstellation ist ein Klassiker: Wenn du „Azathioprin + Gichtmittel“ hörst, geh direkt in den Interaktionsmodus und betone die Notwendigkeit ärztlicher Dosisanpassung.

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